Telekom und Orange – Mehr als nur ein Flirt
Es ist sicher kein Zufall, dass ausgerechnet jetzt Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss der Deutschen Telekom mit dem französischen Branchenrivalen Orange (ehemals France Télécom) hochkochen. Die Fusion von T-Mobile US und Sprint befindet sich auf der Zielgeraden.
Damit werden in der Bonner Telekom-Zentrale wieder Management-Kapazitäten für neue strategische Projekte frei. Offiziell bemühen sich Orange und die Telekom, die Spekulationen möglichst klein zu halten. Die Franzosen ließen verlauten, bei Orange gebe es keine Überlegungen oder Diskussionen zu diesem Thema. Das muss aber nicht viel heißen. Befinden sich die Pläne doch noch in einer frühen Phase. Tatsächlich soll Telekom-Chef Timotheus Höttges, der einen exzellenten Draht zu Orange-Chef Stéphane Richard pflegt, seine Strategie- und Business Development-Abteilung beauftragt haben, die Option einer Fusion mit Orange durchzuspielen. Bislang verdient die Telekom ihr Konzernergebnis vor allem in den USA, während auf den Heimatmärkten Deutschland und Europa scharfer Wettbewerb und hohe Investitionen in die Netzinfrastruktur (5G) auf die Margen drücken.
Um die Telekom in Europa zum führenden Telekommunikationskonzern auszubauen, bleibt Höttges als Partner faktisch nur Orange. Die beiden anderen europäischen Branchengrößen Vodafone und Telefónica sind in Deutschland direkte Konkurrenten der Telekom, was einen Zusammenschluss kartellrechtlich unmöglich macht. Eine Fusion von Telekom und Orange wäre in jedem Fall aber ein Politikum ersten Ranges, nicht nur wegen der jeweiligen Staatsbeteiligung. Die Franzosen mögen zwar deutsch-französische Firmenzusammenschlüsse, aber nur unter ihrer Führung. Das dürfte Berlin mit Blick auf die Telekom aber kaum zulassen, zumal die Bonner mit einer Börsenbewertung von 72 Mrd. Euro und einem Umsatz von 75,7 Mrd. Euro (2018) deutlich größer sind als Orange (40 Mrd. Euro Börsenwert, 41,4 Mrd. Euro Umsatz).
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