PLATOW Special Altersvorsorge 2022

„Hohe Garantien erhöhen sogar das Risiko“ – Mit Ökofonds zum Erfolg

Die Umweltbank bietet schon seit 20 Jahren ausschließlich ,,grüne bAV"-Lösungen an.
Die Umweltbank bietet schon seit 20 Jahren ausschließlich ,,grüne bAV"-Lösungen an. © CC0

Auszug aus dem PLATOW Special Altersvorsorge 2022

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist im Vergleich zu anderen Vorsorgeprodukten beratungsintensiver. Jetzt kommen auch noch ESG-Aspekte hinzu. Wie sich die Umweltbank im Markt positioniert und das Kapital nach ökologischen Kriterien anlegt, darüber sprachen wir mit dem „grünen“ Vorsorgeexperten Carsten Böckenfeld von der Bank aus Nürnberg.

PLATOW: Herr Böckenfeld, die bAV liegt in der Verbreitung weit unter ihren Möglichkeiten. Jetzt kommt die Umweltbank auch noch mit einer neuen „grünen bAV“ um die Ecke. Haben Sie es im Vergleich zum Wettbewerb doppelt schwer?

Böckenfeld: Arbeitgebende müssen im Rahmen des neu eingeführten Betriebsrentenstärkungsgesetz die Sozialabgabenersparnis in Form eines verpflichtenden Arbeitgeberzuschusses zur bAV an die Arbeitnehmenden weitergeben. Dadurch steigt die Attraktivität der bAV. Viele Unternehmen möchten zudem ihre grünen Unternehmenswerte bei ihrem Angebot einer bAV an ihre Mitarbeitenden zum Ausdruck bringen. Da die Umweltbank nur mit bAV-Partnern zusammenarbeitet, die bei ihrer Kapitalanlage in erneuerbare Energien, in soziales Bauen und grüne Anleihen investieren, erleben wir immer größeren Zuspruch für unser grünes bAV-Angebot.

Hat die Umweltbank mit der „grünen bAV“ ein Alleinstellungsmerkmal im Markt? Was sind Ihre Beobachtungen?

Die Umweltbank bietet schon seit über 20 Jahren nur grüne bAV-Lösungen an und ist damit sicher eine der ersten Anbieterinnen, die dies schon so früh umgesetzt hat. Nun hat die EU in der zum 10. März 2021 gültigen „Offenlegungsverordnung“ festgelegt, dass Finanzmarktteilnehmer darlegen müssen, wie nachhaltig sie und ihre Produkte sind. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Anbieter Nachhaltigkeits-aspekte in ihren Investitionsentscheidungen angemessen berücksichtigen. Wir hoffen, dass dadurch noch mehr Versicherungen und Pensionskassen bei ihren Kapitalanlagen nachhaltige Kriterien einbeziehen. Derzeit ist die Umweltbank sicher eine der ganz wenigen Anbieterinnen, die ausschließlich grüne bAV-Lösungen anbietet.

Wie hoch ist Ihr derzeitiges Anlagevermögen in der bAV und wie entwickelt sich das Neugeschäft?

Da die Umweltbank mit verschiedenen Versicherungspartnern zusammenarbeitet, ist das Volumen nicht genau bezifferbar. Das gesamte Anlagevermögen in grünen Geldanlagen bei unserem größten Partner beträgt derzeit rund 323 Mio. Euro. Gerade im Jahr 2021 bemerken wir eine starke Nachfrage nach der grünen bAV.

Wie beratungsintensiv ist die bAV und wie erreichen Sie neue Unternehmen?

Die einzelnen bAV-Lösungen sind immer individuell auf das jeweilige anfragende Unternehmen abgestimmt. Zunächst muss der Status quo beim Unternehmen abgefragt und etwaige bestehende Verträge in eine neue bAV-Lösung implementiert werden. Im zweiten Schritt erfolgt zusätzlich die Beratung der Angestellten. Damit ist die bAV im Vergleich zu anderen Altersvorsorgeprodukten deutlich beratungsintensiver.

Im Finanzvertrieb sind Partnerschaften und Kooperationen enorm wichtig. Wie ist der Status quo und was planen Sie?

Die Umweltbank arbeitet bei ihrem bAV-Angebot seit vielen Jahren mit drei Versicherungspartnern zusammen. Hier sind derzeit keine Veränderungen geplant.

Wie wichtig ist Ihnen eigentlich noch das Riester-Geschäft? Das Sparmodell steht bekanntlich vor einer ungewissen Zukunft.

Die Riester-Rente bietet die Umweltbank trotz der derzeitigen Diskussionen weiter an. Sie ist gerade für Familien mit Kindern eine der bestgeförderten Altersvorsorgemöglichkeiten in Deutschland. Wir wünschen uns bei der Riester-Rente jedoch grundlegende Reformen, um die Komplexität der Riester-Rente und damit die Kostenbelastung gerade für die Kundinnen und Kunden zu senken. Beispielsweise sollte die Förderung jeder Bundesbürgerin und jedem Bundesbürger zustehen und nicht von einer Mitgliedschaft in einem gesetzlichen Rentenversicherungssystem abhängig sein.

Welchen Verbesserungsbedarf in der bAV erwarten Sie vom Gesetzgeber?

Ab kommendem Jahr wird der Höchstrechnungszins bei Lebensversicherungen auf 0,25% abgesenkt. Damit ist der immer noch geforderte Beitragserhalt, wie ein Bericht einer Arbeitsgruppe der Aktuarvereinigung zeigt, selbst ohne Ansatz von Abschluss- und Vertriebskosten nicht mehr möglich. Riester-Produkte und betriebliche Altersversorgung mit Beitragszusage mit Mindestleistung stehen damit auf der roten Liste der aussterbenden Arten. Daher ist das Garantieniveau von 100% der eingezahlten Beiträge an die Realität der Niedrigzinsphase anzupassen. Eine neue Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) in Ulm zeigt, dass aufgrund des Risikoprofils in der Niedrigzinsphase Produkte mit abgesenkten Garantien inflationsbereinigt auch für sicherheitsorientierte Verbraucherinnen und Verbraucher bedarfsgerecht sind. Das ifa rechnet vor, dass hohe Garantien in einem Niedrigzinsumfeld inflationsbereinigt nicht mehr wie früher mehr Sicherheit bieten.

Hohe Garantien erhöhen sogar das Risiko. Die Forscher zeigen, dass im heutigen Zinsumfeld eine höhere Garantie sogar die Sicherheit reduzieren kann. Daher ihre These, dass im aktuellen Zinsumfeld Produkte mit abgesenkter Garantie auch für sicherheitsorientierte Verbraucherinnen und Verbraucher bedarfsgerecht sind. Daher besteht hier von der Politik schon direkt nach der Bundestagswahl im September dringender Handlungsbedarf.

Sie legen die anzusparenden Gelder in den Vorsorgemodellen hauptsächlich in Windkraft- und Solarprojekten, sozialem Bauen und grünen Anleihen an. Welche Renditen erzielen Sie mit dieser Anlagestrategie damit?

Bei der Anlage nach ökologischen Kriterien brauchen die Kundinnen und Kunden nicht auf Rendite zu verzichten. Vielmehr erzielt unser größter Kooperationspartner mit grünen Anlagen sogar eine höhere Rendite, als mit der Anlage im herkömmlichen Bereich. Zudem wird je nach Wunsch der Kundinnen und Kunden auch ein Teil der Beiträge in ökologische (Aktien-) Fonds angelegt. Auch hier gilt: Die Ökofonds haben mindestens die gleiche Rendite erzielt wie herkömmliche Fonds, also in den vergangenen Jahren zwischen 5 und 7% p. a.

 

Autor:

Carsten Böckenfeld

Teamleiter ökologische Altersvorsorge UmweltBank AG

 

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