Inflation bleibt unterschätzt

Nachdem laut dem BofA Fund Manager Survey (BFMS) im Dezember 2023 der Anteil der Marktteilnehmer, die eine steigende Inflationsrate erwarten, auf den niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre gesunken war, zeigt die neuste Umfrage, dass die Inflationserwartungen nun wieder deutlich steigen. Eine höhere Inflation wird unter den Umfrageteilnehmern mittlerweile als das größte nicht eingepreiste Risiko betrachtet. In Bezug auf die Positionierung sind die Befragten immer noch stark untergewichtet in Bereichen wie Energie, Rohstoffe und Grundstoffe, sowie in Cash.

Dieser starke disinflationäre Trend spiegelt sich ebenfalls in der historisch sehr hohen Allokation in Anleihen und Tech-Aktien wider. Die Kombination einer Untergewichtung in inflationstreibenden Assets und einer Übergewichtung in inflationsanfälligen Vermögenswerten lässt die gesamte Positionierung als eine bedeutende Wette auf eine sinkende Inflation erscheinen. Hinzu kommt die historisch niedrige Allokation in Cash, die zu geringer Flexibilität führt.

Sollten inflationstreibende Assetklassen wie Rohstoffe und Energie ihre Rally fortsetzen, könnten sich Investoren gezwungen sehen, dieser Entwicklung hinterherzujagen, was dem Trend noch mehr Schwung verleihen würde. Aufgrund der niedrigen Cash-Quote könnte dieses Nachsteuern direkten Druck auf die bisher bevorzugten Assetklassen ausüben. Es deutet sogar einiges darauf hin, dass dies bereits der Fall ist.

Laut dem BFMS wurden zuletzt besonders aus inflationsanfälligen US-Technologiewerten Mittel abgezogen und stattdessen in weniger inflationsanfällige, niedriger bewertete und durchschnittlich substanzstärkere europäische Aktien investiert. Anleger mit hohem Anteil in US Tech-Aktien sollten sich dessen bewusst sein (vgl. PB v. 26.3.). Das Chance-Risiko-Verhältnis bei solch inflationsanfälligen Aktien ist unter diesen Umständen ungünstig. dag

SFC will weiter zweistellig wachsen

Die auf Direktmethanol- und Wasserstoff-Brennstoffzellen spezialisierten Bayern hatten im Gj. 2023 den Umsatz um rd. 39% auf 118,2 Mio. Euro und das ber. EBITDA um 86% auf 15,2 Mio. Euro steigern können (vgl. PB v. 6.2.) Für 2024 soll der Umsatz um weitere 20 bis 30% auf nunmehr 141,7 Mio. bis 153,5 Mio. Euro ansteigen. Für das ber. EBITDA avisiert das Management ein Wachstum von 15 bis 47% auf 17,5 Mio. bis 22,4 Mio. Euro. Die ber. EBITDA-Marge von aktuell 12,9% dürfte damit im Schnitt auf 13,5% weiter ansteigen.

Wachstumstreiber bei SFC bleibt das Segment Clean Power Management (Umsatzanteil: 33%), das mit einem Umsatzanstieg von 41% aufwartete. Hier gelingt es SFC zuverlässig Folgeaufträge an Land zu ziehen, was sich am neuesten Rekordauftrag in Höhe von 27,8 Mio. Euro zeigt. Nach Zugewinnen der Vorwoche legte die SDAX-Aktie (18,26 Euro; DE0007568578) eine kleine Verschnaufpause ein. dog

SFC Energy bleibt ein Kauf. Stopp bei 15,00 Euro.

Jungheinrich auf Rekordjagd

Mit 0,75 Euro je Vorzugsaktie (Rendite: 2%) soll zudem so viel an die Aktionäre ausgeschüttet werden wie nie zuvor. Bemerkenswert: Seit Börsengang 1990 haben die Hamburger jedes Jahr ohne Ausnahme eine Dividende gezahlt.

Begünstigt von der Akquisition der Storage-Solutions-Gruppe, wurden 2023 erstmals über 1 Mrd. Euro außerhalb Europas umgesetzt. Insgesamt trugen die Amerikaner mit 219 Mio. Euro zum Konzernumsatz in Höhe von 5,55 Mrd. (2022: 4,76 Mrd.) Euro bei. Sehr gut entwickelte sich das Geschäft mit Neufahrzeugen, da die Normalisierung der Lieferketten eine sukzessive Abarbeitung des Auftragsbestandes ermöglichte. Mit 430 Mio. Euro übertraf das EBIT erstmals die 400-Mio.-Marke (2022: 386 Mio. Euro), aufgrund M&A-bedingter Sonderposten verschlechterte sich die EBIT-Marge aber um 30 Basispunkte auf 7,8%.

Bis 2025 will CEO Lars Brzoska hier einen Wert zwischen 8 und 10% erreichen, teils begünstigt durch ein erwartetes organisches Umsatzwachstum auf 6,0 Mrd. Euro, teils mithilfe von Sparmaßnahmen. Im laufenden Gj. strebt er eine Marge von 7,6 bis 8,4% an, bei einem Umsatz von 5,3 bis 5,9 Mrd. Euro. Auch nach gutem Lauf (+32% seit Erstempfehlung v. 25.11.2022) ist die MDAX-Aktie (34,58 Euro; DE0006219934) attraktiv bewertet (2024er-KGV: 12). sl

Jungheinrich bleibt ein Kauf, Stopp hoch auf 25,90 (23,90) Euro.

On Holding – Teurer Newcomer

Bekannt sind die Treter vor allem für ihre Dämpfung und Stabilität, weshalb sich die Schweizer lange Zeit auf Lauf- bzw. Sportschuhe konzentriert haben. Mittlerweile geht der Trend bei Sneakern jedoch dazu hin, Performanceaspekte mit Lifestyleeigenschaften zu kombinieren, weshalb On zunehmend alltagstaugliche Premiumprodukte entwickelt. Neben Lauf- und Freizeitschuhen bietet der Konzern zunehmend auch Sportbekleidung an.

Durch die sukzessive Produkterweiterung hat sich der adressierbare Markt von 25 Mrd. auf 355 Mrd. US-Dollar erweitert. Der aktuelle Erfolg des Unternehmens zeigt sich darin, dass es derzeit Marktanteile von etablierten Branchengrößen wie Nike gewinnt (vgl. PB v. 26.3.).

Bis 2026 verspricht sich der Vorstand, den Umsatz auf 3,6 Mrd. CHF zu verdoppeln, was einer jährlichen Steigerungsrate von 26% entsprechen würde. Gleichzeitig wird Wert auf die Steigerung der Profitabilität gelegt. Mittelfristig stellt der Konzern eine ber. EBITDA-Marge von 18% in Aussicht. 2023 wurde die Marge bereits von 13,5 auf 15,5% ausgeweitet. Der Nettogewinn kletterte um 38% auf 79,6 Mio. CHF.

In diesem Jahr sollen weitere 50 bis 100 Basispunkte draufgepackt werden. Hohe Verkaufspreise und Skaleneffekte in der Produktion, die dazu führen, dass die Kosten langsamer wachsen als der Umsatz, tragen zur Zielerreichung des Unternehmens bei. Analysten prognostizieren, dass das EPS bis 2026 um über 60%. p.a. steigt.

Knackpunkt ist jedoch die Bewertung der an der NYSE gelisteten Aktie (34,73 Dollar; CH1134540470). Mit einem 2024er-KGV von 56 ist das Papier kein Schnäppchen. Zum Vergleich: Nike weist ein KGV von 23 auf. Laufschuhspezialist Asics kommt auf einen Gewinnmultiple von 34. Zwar rechtfertigt die Umsatz- und Gewinnentwicklung das aktuell hohe Bewertungsniveau bei On Holding größtenteils. Das Potenzial für weitere Kurssteigerungen betrachten wir jedoch als begrenzt. pk

Warten Sie bei On auf eine attraktivere Einstiegsmöglichkeit.

Mobilfunkanbieter – Zukunft im Netz oder IPTV?

Der Ausbau des eigenen 5G-Netzes hatte United Internet-Tochter 1&1 zuletzt stark belastet. Denn ohne eigenes Netz müssen weiter Nutzungsgebühren an Konkurrent Vodafone gezahlt werden (vgl. PB v. 3.8.23). Die Kursgewinne der SDAX-Aktie (16,22 Euro; DE0005545503) entpuppten sich daher als nicht nachhaltig und das Papier liegt YTD um über 11% hinten. So belasteten hohe Investitionen im Gj. 2023 die Profitabilität, wie die Montabaurer am 21.3. mitteilten. Während der Umsatz zwar um 3% auf rd. 4,1 Mrd. Euro über Konsens anstieg, sank das EBITDA um rd. 6% auf 653,8 Mio. Euro leicht unter die Analystenerwartung. Die Marge sank entsprechend von 17,5% auf 16,0%.

Im Dezember startete 1&1 offiziell sein 5G-Netz. Bis 2030 soll rd. die Hälfte Deutschlands abgedeckt sein. Hierfür werden die Ausgaben 2024 um weitere 28% auf 380 Mio. ansteigen. Der Umsatz dürfte im gleichen Zeitraum stabil um 4% zulegen und das EBITDA den Turnaround mit einem Anstieg um 10% auf 720 Mio. Euro (Marge: 21,4%) schaffen, was wir als starkes Zeichen werten. Allerdings sehen wir noch immer Probleme beim Free Cashflow: Erst im Verlauf von 2024 dürfte dieser positiv werden. Das 2024er-KGV von 9 (10J: 22) ist zwar äußerst attraktiv. Im niedrigen Umsatzwachstum von 2,3% p.a. und einem EPS-Rückgang um 3,6% p.a. in den nächsten drei Jahren erkennen wir allerdings erhöhte Risiken.

Wir warten bei 1&1 ab und sehen mehr Chancen bei der Mutter United Internet (vgl. PB v. 26.3.).

Freenet hat noch Potenzial

Auch Freenet stellt die meisten seiner Netze über Vodafone bereit. Da die Büdelsdorfer aber kein eigenes Netz aufbauen, kann der Fokus der Investitionen v.a. in die hauseigene IPTV-Plattform (TV via Internet) Waipu.tv gelegt werden. Es handelt sich um die am schnellsten wachsende IPTV-Plattform Deutschlands. Während die Abonnenten von Freenet-TV wie geplant um rd. 100.000 ggü. Vj. sanken, legte Waipu.tv um fast 400.000 zu. Nachdem die Prognose im Dezember angehoben wurde, erreichten entsprechend sowohl der Umsatz mit einem Anstieg um 3% auf 2,6 Mrd. Euro als auch das EBITDA mit einem Plus von 5% auf 500,2 Mio. Euro sowohl die eigenen Ziele als auch den Konsens.

Für das laufende Gj. avisiert das Management einen stabilen Umsatz sowie ein EBITDA zwischen 495 bis 515 Mio. Euro, was am unteren Ende zwar einen Rückgang um 1%, am oberen Ende einen Anstieg um 3% bedeuten würde. Die Marge läge dann bei 19,0 bzw. 19,8% (Vj.: 19,2%). Im selbst deklarierten Übergangsjahr soll jedoch der Pfad für mehr Wachstum und Profitabilität geebnet werden. Die auf 65 Mio. (Vj.: 52,7 Mio.) steigenden Ausgaben fließen v.a. in Waipu.tv und sollen ein Umsatz- und EPS-Wachstum von 2% bzw. 25% p.a. garantieren, was sich im 2024er-KGV von 13 (10J: 14) widerspiegelt. Charttechnisch muss die MDAX-Aktie (26,06 Euro; DE000A0Z2ZZ5) jetzt den Widerstand bei 26,42 Euro überwinden. dog

Freenet bleibt ein Kauf. Stopp hoch auf 19,40 (18,90) Euro.

Fortec kämpft um Jahresziele

Zwar konnte die Aktie (24,70 Euro; DE0005774103) seitdem rund 8% an Wert zulegen, schnitt damit im Vergleich zu anderen Small Caps (SDAX: +18%) aber deutlich schlechter ab. Ohne den starken Kursanstieg am Mittwoch (27.3.) wäre die Underperformance sogar noch deutlich größer ausgefallen. Da hat der Systemlieferant die finalen Halbjahreszahlen des Gj. 2023/24 (per 30.6.) vorgelegt und seine Prognose bestätigt. Demnach wird ein Umsatz zwischen 106 Mio. und 116 Mio. (Vj.: 105,9 Mio.) Euro und ein EBIT im Bereich von 9,5 Mio. bis 11,0 Mio. (Vj.: 10,7 Mio.) Euro erwartet.

Allerdings gilt die Zielsetzung nur noch unter der Voraussetzung, dass die eingeleiteten und gerade noch mal intensivierten Maßnahmen wie geplant greifen. Im Earnings-Call erklärte CEO Sandra Maile auf PLATOW-Nachfrage, dass aktuell ganz klar das untere Ende der Ziel-Korridore angestrebt wird. Ob das erreicht werden kann, dürfte sich in den kommenden zwei Monaten entscheiden. „Wir geben Vollgas und haben intern auch noch mal die Prioritäten geändert“, berichtet die Firmenchefin, die sich mit der Geschäftsentwicklung im Vergleich zum Wettbewerb trotz des schwachen Q2 zufrieden zeigt. „Der gesamte Markt sei „ein bisschen im Stand-by-Modus“. tk

Wir bleiben bei unserer „Halten“-Empfehlung. Die Aktie ist günstig bewertet, wir sehen aber aktuell keinen Kurstrigger. 19,00 Euro.

DAX Dispoliste

Montea erwirbt Logistikzentrum im Hamburger Hafen

Wachwechsel an der ZIA-Spitze

Fast ein Drittel der Institutionellen macht Immobilienpause

An eine schnelle Rückkehr der derzeit mit deutlichen Wertberichtigungen kämpfenden institutionellen Anleger, die sich auf der einen Seite traditionell überwiegend prozyklisch verhalten und zum anderen beginnen, sich auf Überlegungen zur Rechenbarkeit von managementintensiven Immobilien ohne Wertsteigerungshype zu konzentrieren, hat PLATOW ohnehin nicht geglaubt.

Aktuell befragte der Investmentmanager der Drees & Sommer Gruppe, die Real Blue Kapitalverwaltungs-GmbH, Asset Manager und institutionelle Investoren. Die eher kleine Umfrage im Bekanntenkreis gibt dennoch ein gutes Stimmungsbild. Fast ein Drittel (28%) können noch nicht absehen, wann sie erneut in Immobilien investieren werden. Zwei Drittel wollen bereits in diesem Jahr wieder kaufen, wobei zum einen die Volumina noch offen sind und zum anderen Infrastruktur-Investments zulasten von Immobilien aktuell den Vorrang bekommen.

Rund 79% der Befragten planen Investitionen in Wohnen, 41% in Logistik/Light Industrial sowie ca. ein Drittel in Einzelhandel/Fachmarktzentren (35%) und Erneuerbare Energien (31%). Büro landet mit 28% nur noch knapp vor den Nischensegmenten.