Gastbeitrag

Compliance-Verstößen erfolgreich vorbeugen

Katja Nagel
Katja Nagel © GOII

_ In einer zunehmend digitalisierten und transnational vernetzten Wirtschaftswelt wird Integrität für Unternehmen immer wichtiger. Im Zuge dieser rasanten Entwicklungen wurde nun das Global Organizational Integrity Institute (GOII) ins Leben gerufen, das sich der Messung, dem Vergleich und der systematischen Verbesserung von Integrität in Unternehmen widmet. GOII-Geschäftsführerin Katja Nagel stellt das neue Institut vor.

Integrität bedeutet, nach ethischen Prinzipien zu handeln. Somit ist Integrität ein Dreiklang: Es ist sowohl die bewusste, innere Haltung als auch das explizite Kriterium für Entscheidungen und letztlich die grundlegende Basis für das eigene Verhalten. Ethische Prinzipien sind ihrer Zeit und ihrer Region unterworfen, haben eine teilweise unbewusste Anlehnung in der geltenden Religion und finden natürlich auch ihren Ausdruck in der Rechtsprechung. In der globalen Welt und damit in der stark vernetzten Weltöffentlichkeit – insbesondere in der westlichen Welt – haben sich der Schutz des Lebens, der Begriff der Fairness und der Würde des Menschen, der Schutz der Umwelt und der Schutz des Verbrauchers durchgesetzt.

Heutige Bedeutung von Integrität

Heute ist Integrität in der öffentlichen Wahrnehmung bedeutsamer denn je und Ausdruck eines globalen Wertewandels. Integrität wird also zunehmend ein kritischer Erfolgsfaktor für Organisationen, die Voraussetzung bzw. Berechtigung der Unternehmensexistenz: Integrity as licence to operate. Aber auch die Kaufentscheidung wird zunehmend daran festgemacht, ob sich Käufer mit dem Unternehmen identifizieren können und es durch die eigenen Käufe unterstützen möchten: Integrity as sales machine. Auch das Management wird persönlich haftbar gemacht: Integrity as safety belt of management.

In Deutschland wird dieser Tage der Entwurf eines „Gesetzes zur Stärkung der Integrität in der Wirtschaft“ diskutiert, der künftig Sanktionen gegen Unternehmen deutlich intensivieren soll – nämlich gegen Unternehmen, die durch ihre Struktur, Organisation und Arbeitsweise Rechtsverstöße begünstigen. Investoren beschäftigen sich zunehmend mit dem Thema, um mögliche hohe Strafzahlungen ausschließen und das Risiko des jeweiligen Unternehmens beziffern zu können: Integrity as investment safeguarding. Mitarbeiter wiederum wollen für ein integres Unternehmen arbeiten, mit dem sie sich identifizieren können, auch, wenn sie längst aus dem Büro oder aus dem Werk gegangen sind: Integrity as employer value.

Motivation hinter der Gründung des Instituts

Organisationale Integrität ist ein schwer fassbares Konstrukt – hier beginnt die Herausforderung für viele Unternehmen, die mit wachsender Sorge beobachten, wie ein Kriterium an Bedeutung gewinnt, das sich nur schwer managen lässt. Wie kann ein Unternehmen seine Integrität beeinflussen? Die Antwort ist: Es braucht für dieses Konstrukt Messinstrumente. Es muss messbar gemacht werden, damit es kontrolliert und letztlich auch gemanagt werden kann. An diesem Punkt möchte das neu gegründete Institut ansetzen: Das Global Organizational Integrity Institute (GOII) ist ein unabhängiges, forschungsnahes Beratungsinstitut, das Organisationen weltweit unterstützt, ihren eigenen aktuellen Status zu messen und in einem geordneten Prozess geeignete Maßnahmen zur Verbesserung zu ergreifen. Es gibt Organisationen, die dem Thema Unternehmensintegrität nach innen wie nach außen Gewicht geben möchten, Methoden und Vorgehen an die Hand und trägt dazu bei, das Thema organisationale Integrität in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken und einen wesentlichen Beitrag in der globalen Weltwirtschaft zu leisten.

Methoden und Vorgehen

Der Integrity Index ist eine 360-Grad-Messung von Integrität einer Organisation: Wie ist der Status der Integrität in Bezug auf Selbstverpflichtungen, ihre Einhaltung und die Verankerung in der Organisation? Ein ganz neuer, innovativer und einzigartiger Ansatz zur objektiven Messung von Integrität, in dem ebenso alle internen und externen Anspruchsgruppen einbezogen wie auch Strukturen, Prozesse und Regelungen geprüft werden. So erlaubt der Integrity Index innerhalb kurzer Zeit, den Stand der eigenen Organisation von einer unabhängigen Instanz ermitteln zu lassen. Er ist umsetzungsorientiert, ebenso fakten- wie wahrnehmungsbezogen, berücksichtigt interne Daten ebenso wie externe Daten – in die Zukunft gerichtet mit Messgrößen, die beeinflussbar sind – und basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Strömungen und Trends der weltweiten Ethik-Forschung.

Der gesamte GOII-Ansatz folgt dem Modell der Ethics & Compliance Initiative als weltweit renommierter Institution von Organisationen für Best Practices und beschreibt anhand von fünf Prinzipien eine grundsätzliche Best-Practice Organisation für Ethics und Compliance. Zudem arbeitet das GOII eng mit Professor Christoph Lütge, Wirtschaftsethiker und Inhaber des Peter Löscher-Stiftungslehrstuhls für Wirtschaftsethik an der TU München, zusammen. Pilotiert wurde der GOII-Ansatz mit Messung und Verbesserungsprozess bei dem größten Unternehmen Europas: dem Volkswagen-Konzern mit den beiden Marken VW und Audi.

Weitere Informationen zum Global Organizational Integrity Institute finden Sie hier.

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