Gastbeitrag

Familienverfassung – Grundstein erfolgreicher Unternehmerfamilien

Wie lässt sich ein Familienunternehmen über lange Zeit erfolgreich führen? Diese Frage treibt wohl die meisten Lenker familiengeführter Unternehmen um. Eine Antwort liegt in der Ausarbeitung einer Familienstrategie, die in Form einer von allen Mitgliedern akzeptierten Familienverfassung niedergeschrieben wird und somit hilft, den langfristigen und generationenübergreifenden Fortbestand zu sichern.

Die im Januar 2019 erschienene Studie „Die Unternehmerfamilie und ihre Familienstrategie“ des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) hat gezeigt, dass sich Unternehmerfamilien mit dem Thema Familienstrategie und einer auf dieser aufbauenden Family Governance inzwischen intensiv auseinandersetzen. Doch Verfassung ist nicht gleich Verfassung, meint Tobias Hueck, Rechtsanwalt der Kanzlei P+P Pöllath + Partners und auf die Beratung von Familienunternehmen spezialisiert. „Eine Familienverfassung kann ihre positive Wirkung nur dann entfalten, wenn sie zwei Funktionen erfüllt: Einerseits die nachhaltige Stärkung des Zusammenhalts der Familie und der emotionalen Bindung an das Unternehmen, andererseits die frühzeitige Klärung potenzieller Konfliktthemen mithilfe eines sorgfältig gestalteten rechtlichen Ordnungsrahmens.“

Orientierung in einem individuellen Prozess

Gemeinsam mit dem WIFU hat die Kanzlei P+P einen Praxisleitfaden erarbeitet, der Unternehmerfamilien Hilfestellung bei der Umsetzung eines solchen Regelwerks geben soll. Das Anfang Juni 2019 vorgestellte Papier definiert dabei zwölf Themenfelder, die bei der Erarbeitung einer Familienverfassung beachtet werden sollten. Nichtsdestotrotz bleibe die Festlegung einer Familienstrategie vor allem eines, so Hueck: Ein hochgradig individueller Prozess, der nur dann erfolgreich sein wird, wenn er alle familienspezifischen Bedürfnisse und Vorstellungen angemessen berücksichtigt. Seine Rolle sieht Hueck daher auch weniger in der eines Vertreters von Partikularinteressen einzelner Familienmitglieder, sondern vielmehr in der eines strategischen Ratgebers, der die Gesamtfamilie bei dem mitunter mehrmonatigen und häufig sensiblen Prozess ganzheitlich begleitet.

„Wer einen Familienstrategieprozess startet, sollte sich über den hohen Kommunikationsaufwand im Klaren sein“, so der Gesellschaftsrechtler weiter. „Häufig über lange Zeit unausgesprochene Themen kommen auf den Tisch und es kann sogar einmal zu Auseinandersetzungen kommen.“ Aber der Aufwand lohne sich, weil die Familie lerne, konstruktiv mit wichtigen Governance-Fragen umzugehen und sich dabei auch selbst besser kennenlerne. Dieser Prozess, so Hueck, stärke die Familie weit über den reinen Text einer Familienverfassung hinaus. „Die gemeinsame Arbeit an der Familienverfassung schweißt zusammen und nebenbei entwickelt die Familie Kompetenzen, die bei der Bewältigung zukünftiger Entwicklungen und Herausforderungen von hohem Wert sein können.“

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