Alles was recht ist

Nachhaltigkeit – Unternehmen machen sich für Reformen im Wettbewerbsrecht stark

Klimaschutz kann nur gemeinsam gelingen. Diese Erkenntnis ist auch in den Führungsetagen der Wirtschaft angekommen und immer mehr Unternehmen sehen in Kooperationen die einzige Chance für einen nachhaltigen Wandel. Dem entgegenstehen allerdings häufig wettbewerbsrechtliche Beschränkungen, weshalb Forderungen nach Reformen laut werden.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Kanzlei Linklaters in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Censuswide unter 200 Führungskräften großer Unternehmen in Großbritannien, USA, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. So gaben 57% der Befragten an, sich auf Grund rechtlicher Risiken bereits aus branchenübergreifenden Umweltinitiativen zurückgezogen zu haben. Zugleich gab eine überwältigende Anzahl – 93% der Befragten – an, mit Blick auf Klimaschutzmaßnahmen eng mit Konkurrenten und anderen Unternehmen zusammenarbeiten zu wollen. „Unternehmen setzen sich zunehmend mit den Fragestellungen des Klimawandels auseinander – ebenso wie Gesellschaft und Politik“, so Daniela Seeliger, Expertin für Kartellrecht und Partnerin bei Linklaters. „Die Antworten werden von Branche zu Branche unterschiedlich ausfallen, übergreifend bildet sich aber der Konsens heraus, dass eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren erforderlich ist, um einen tiefgreifenden und nachhaltigen Wandel herbeizuführen.“

Nachdem Wettbewerbsbehörden weltweit im Zuge der Corona-Krise in einer Reihe von Sektoren Regelungen gelockert haben, um Kooperationen zwischen Wettbewerbern zu ermöglichen, würden Unternehmen einen ähnlichen Ansatz für Nachhaltigkeitsinitiativen begrüßen. Mehr als ein Drittel (36%) wünscht sich Ausnahmen für Nachhaltigkeit bei den Wettbewerbsregeln. Ein weiteres Drittel (32%) fordert ausdrückliche Leitlinien der Wettbewerbsbehörden, die festlegen, was im Bereich ESG-Kooperationen als rechtmäßige bzw. unrechtmäßige Zusammenarbeit gilt. Befragt nach den Bereichen, die am meisten von einer Zusammenarbeit profitieren werden, geben 65% der Nachhaltigkeitsexperten sektorweite Initiativen zur Reduzierung von CO2-Emissionen an, gefolgt von Initiativen zur Reduktion von Schadstoffbelastungen (57%). Nachhaltige Innovationen werden beschleunigt, wenn Wettbewerber ihre Kräfte bündeln. Hier ist fast die Hälfte (49%) der Nachhaltigkeitsexperten der Meinung, dass eine Zusammenarbeit zu einem Austausch neuer Ideen und damit zur Bewältigung der Herausforderungen führen wird.

In ihrer Agenda hat die EU-Kommission bereits deutlich gemacht, dass „alle Politikbereiche Europas, einschließlich der Wettbewerbspolitik“ eine Rolle spielen müssen, um das Ziel der Klimaneutralität in Europa zu erreichen. Die Kommission evaluiert aktuell bestimmte Kategorien von Vereinbarungen zwischen Wettbewerbern, die von den EU-Wettbewerbsregeln ausgenommen werden sollen. „Außerhalb Europas müssen die Wettbewerbsbehörden ihren Blick jedoch erst noch darauf fokussieren, ob sie eine Zusammenarbeit für zielgerichtete Nachhaltigkeitszwecke zulassen“, so Seeliger weiter. „Dies könnte sich allerdings ändern, wenn sich die weltweite Erholung nach der Corona-Krise einstellt und sich die Aufmerksamkeit von Politik und Regulierungsbehörden wieder zunehmend auf die Bedrohungen durch den Klimawandel richtet.“

Weitere Details zur Studie von Linklaters und Censuswide finden Sie hier.

 

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