Gastbeitrag

M&A-Markt – Investmentkontrolle wird zum bestimmenden Faktor

_ Die COVID-19-Pandemie hat ihre Spuren auch im M&A-Markt hinterlassen. Dennoch liegt die Transaktionstätigkeit nicht brach, wie ein Blick auf das zweite Quartal zeigt. Denn jede Krise birgt auch Chancen und so mancher Deal wurde durch die Pandemie sogar noch gestützt. Beispiel Air Liquide: Der französische Gasehersteller konnte für Schülke & Mayr – Produzent von Desinfektionsmitteln – nicht nur 900 Mio. Euro durch den Verkauf an EQT einstreichen, sondern seine ursprüngliche Preiserwartung sogar noch übertreffen.

„Air Liquide hat für den Verkauf den perfekten Zeitpunkt getroffen“, meint auch Michael J. Ulmer, Corporate-Partner bei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton in Frankfurt. Auch VW investiert derzeit kräftig und kauft in China zu (s. a. PLATOW Recht v. 24.6.). Gesellschaftsrechtler Ulmer zieht daher ein beruhigendes Zwischenfazit: „Der deutsche M&A-Markt hat Corona überlebt.“

Business as usual wird es aber dennoch nicht so bald geben. Befeuert durch die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft in Europa und entsprechende Initiativen der EU-Kommission intensivieren die Mitgliedstaaten ihre Investmentkontrolle. Auch Deutschland hat seine Außenwirtschaftsordnung innerhalb kurzer Zeit erneut verschärft und auf kritische Infrastrukturen im Gesundheitssektor ausgeweitet. Strategisch wichtige Vermögenswerte sollen so davor geschützt werden, während der coronabedingten Rezession und der damit einhergehenden vorübergehenden Notlage vieler Unternehmen günstig von ausländischen Investoren aufgekauft zu werden.

Vor allem chinesische Käufer sind den europäischen Regierungen ein Dorn im Auge, dabei droht von dort derzeit gar keine Gefahr, meint Thomas Gilles, Chair der EMEA-China-Group der Kanzlei Baker McKenzie. „Im Vergleich zu den Boom-Jahren sind die chinesischen Investoren derzeit einfach nicht in der gleichen Position, um ihre Käufe im Ausland zu steigern“, so der Transaktionsexperte. „Chinesische Unternehmen mit globalen Ambitionen sehen sich heute mit einem ganz anderen Umfeld konfrontiert, und zwar durch eine Kombination aus einer höheren Schuldenlast, strengeren Liquiditätsbedingungen im Inland, Pekings Kontrollen der Kapitalströme ins Ausland und einer Zunahme der Handels- und Investitionsbeschränkungen im Ausland.“

Der sich bereits vor Corona gezeigte Trend zum Protektionismus hat durch die Pandemie nochmals an Schwung gewonnen und wird das künftige Marktgeschehen beeinflussen. Nicht zuletzt dadurch, dass auch die Staaten selbst zunehmend als Akteure am Markt präsent sind und – sei es auch nur kurzfristig – mit deutlichen Beteiligungen bei Unternehmen einsteigen. Auch auf EU-Ebene rollt bereits die nächste Regulierungswelle an. Mit dem kürzlich vorgelegten Weißbuch zu Subventionen aus Drittstaaten legt die EU-Kommission den Grundstein dafür, künftig auch bei solchen potenziell wettbewerbsverzerrenden Praktiken eingreifen zu können. Die öffentliche Konsultation läuft noch bis zum 23.9.20.

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