Corona sorgte nur für kurzfristigen Schub bei Unternehmenskrediten
Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern, griff die Bundesregierung den Unternehmen mit enormen Wirtschaftshilfen und Kreditprogrammen unter die Arme. Die Sorge vor einem Wirtschaftseinbruch und einer regelrechten Insolvenzwelle war groß. Doch gerade mit Blick auf Unternehmenskredite zeigt eine neue Studie des Schweizer Technologieunternehmens Teylor und des Düsseldorfer Research-Hauses Barkow Consulting, dass die coronabedingte Nachfragewelle weniger stark ausfiel als zunächst angenommen. Gleichzeitig wirft die Studie auch ein Schlaglicht auf den bereits vor Corona zu beobachtenden strukturellen Wandel am Kreditmarkt gerade mit Blick auf kleine und mittlere Unternehmen.
Laut der Studie sind es vor allem die Corona-Hilfskredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die das Marktwachstum antrieben. So sei der Markt für Unternehmenskredite seit Beginn der Pandemie um insgesamt 47 Mrd. Euro gewachsen, wobei die KfW im Rahmen ihres Krisenkreditprogramms bis Juni 2021 52 Mrd. Euro an Hilfskrediten zugesagt habe. „Auch wenn die KfW-Kredite noch nicht vollständig ausgezahlt wurden, wird deutlich, dass das Marktwachstum zum weit überwiegenden Teil aus staatlichen Hilfskrediten besteht“, so Teylor-CEO Patrick Stäuble. „Für die auszahlenden Banken bedeutet dies zwar ein geringeres Ausfallrisiko, aber gleichzeitig auch deutlich geringere Erträge.“
Mit Blick auf die Banken sind laut Studie insbesondere die Volksbanken die Hauptfinanzierer der krisengebeutelten Unternehmen, hier lag das Plus im Juni 2021 um 10,3% über Vorjahr. Landes- und Privatbanken hingegen bauen ihren Kreditbestand mit minus 4,1% und minus 5,8% aktuell bereits wieder ab. Insbesondere Zweigstellen ausländischer Privatbanken ziehen sich augenscheinlich aus dem Markt zurück und haben ihren Kreditbestand mit einer Minusrate von 26,7% gegenüber dem Vorjahr reduziert.
Insgesamt zeigt die Studie, dass das Wachstum durch die Corona-Krise nur von kurzer Dauer war. Nachdem die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im Frühjahr 2020 deutlich an Fahrt aufnahm und im Mai 2020 mit 6,2% Wachstum einen Rekordwert erzielte, normalisierte sich die Lage bereits ab Juni wieder. So lag die jährliche Wachstumsrate im Juni dieses Jahres mit 0,9% gegenüber dem Vorjahr nur wenig über der Nulllinie. Zwar verzeichnete der Markt im Juli 2021 wieder ein Wachstum vor 1,5%, um von einer wirklichen Erholung zu sprechen, sei es laut Teylor-CEO Stäuble allerdings noch zu früh. „Eine nachhaltige Erholung des Kreditwachstums scheint uns erst gegen Ende des Jahres wahrscheinlich, sobald die durch Fördermittel und Covid verursachte Verzerrung bereinigt ist.“
Im ohnehin schwächelnden Marktsegment der Kredite für kleine und mittlere Unternehmen (SME-Kredite) hatte die Corona-Pandemie kaum signifikante Effekte. Zwar zeigte sich auch hier ein plötzliches Wachstum zu Beginn der Krise, ebenso stark ging es in den Folgemonaten aber auch wieder bergab. Zuletzt lag die jährliche Veränderungsrate der SME-Kredite mit 1,5% sogar schon wieder klar im Minus. Insgesamt verstärkten die zuletzt wieder rückläufigen Margen für SME-Kredite das strukturelle Ertragsproblem in diesem Segment, erläutert Stäuble. „Rückläufige Margen, hohe Stückkosten und niedrige oder sogar negative Wachstumsraten machen es für Banken dringend notwendig, im SME-Geschäft die Kosten besser in den Griff zu bekommen.“ Ein möglicher Weg aus der Krise dürfte der verstärkte Einsatz digitaler Lösungen sein, um Kosten zu senken und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, glaubt Stäuble. Der Digitalisierungsdruck auf die Banken habe laut dem Technologieexperten während der Krise jedenfalls weiter zugenommen.
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