Was noch wichtig ist

Neue Technologien schaffen auch neue Compliance-Risiken

Die fortschreitende Digitalisierung stellt Unternehmen und deren Geschäftsleitungen vor große organisatorische Herausforderungen. Vor allem unter Compliance-Gesichtspunkten lauern viele Risiken, die mit zunehmendem Technologisierungsgrad wachsen. Eine neue Studie der Kanzlei Noerr in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München hat diese Risiken näher beleuchtet.

Mehr als 300 Führungskräfte aus der ersten und zweiten Ebene sind für die Studie befragt worden. Fast jeder Zweite (47%) gab an, dass sein Unternehmen bereits einem rechtlichen Compliance-Risiko ausgesetzt gewesen sei, z.B. durch eine Hackerangriff, Erpressung oder Datendiebstahl. Dementsprechend haben 89% bereits Maßnahmen ergriffen, um das eigene Risiko zu verringern. Am verbreitetsten sind interne Stärken-Schwächen-Analysen (63%), gefolgt von der Bestellung bzw. Verstärkung von Compliance-Beauftragten (48%). Knapp ein Viertel der Befragten gab an, dass ihr Unternehmen einen Chief Digital Officer ernannt habe. 

Interessant dabei: Der überwiegende Teil mit Compliance-Aufgaben betrauten Mitarbeiter haben einen wirtschafts- oder rechtswissenschaftlichen Hintergrund, technische Expertise ist dagegen noch unterrepräsentiert. Auch zeigt die Studie, dass die meisten Unternehmen die rechtlichen Risiken, die mit neuen Technologien zusammenhängen, unterschätzen. Während 24% das Risiko von Rechtsverletzungen bei der Nutzung von Smartphones als hoch bzw. sehr hoch einschätzen, tun dies bei künstlicher Intelligenz und Blockchain lediglich 9% und bei Big-Data-Analysen 8% der Befragten. 

Das ist problematisch, da der Gesetzgeber auf die fortschreitende Digitalisierung reagiert und die regulatorischen Anforderungen stetig zunehmen. Im Juli 2020 hatte der EuGH den EU-US Privacy Shield für ungültig erklärt und rechtskonforme Datentransfers in die USA erheblich erschwert. Viele Cloud-Services werden aber gerade von US-Unternehmen bereitgestellt. Noerr-Partner Peter Bräutigam (IT-Recht/München) sieht hier also Handlungsbedarf. „Wir empfehlen unseren Mandanten, ihre Unternehmen möglichst schnell zu digitalisieren. Dabei dürfen sie aber nicht die digitale Compliance vernachlässigen, sonst drohen ihnen neben einem Reputationsschaden noch hohe Bußgelder, Schadensersatzklagen und behördliche Verfügungen.“ 

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