DB Research

Das Virus lässt den Büromarkt weitgehend kalt

_ Die Viruskrise hat auch eine breit gefächerte Diskussion über die längerfristigen Effekte der Corona-Erfahrungen auf den Büromarkt entfacht. Zunächst dominierte die Erwartung, gekappte Expansionspläne und insbesondere die breite Durchsetzung von Homeoffice würden den Bürobedarf langfristig senken.

Dies ist inzwischen nach dem unfreiwilligen Großversuch einer gewissen Ernüchterung gewichen. Hier ist jedoch offen, inwieweit die gleichzeitigen Schul- und Kita-Schließungen vielen Eltern Homeoffice vergällen. Singles freuen sich hingegen über ungestörtes Arbeiten. Auch für PLATOW war eine ungeteilte Homeoffice-Begeisterung längst nicht ausgemacht. Wir wiesen im Zusammenhang mit flächensparenden Arbeitsplatzmodellen schon in der Anfangsdekade des Internet aus den Erfahrungen in Unternehmensberatungen auf den Effekt verminderter Identifikation und Loyalität hin. Dieser übersteigt in engen Personalmärkten die Mietkostenersparnis bei Weitem. Entsprechend gering gestaltete sich auch die Verbesserung der Flächeneffizienz in den vergangenen beiden Dekaden.

Hinzu kommt die neue Notwendigkeit der Schaffung von abstandhaltenden Arbeitsplätzen. Darauf weist brandaktuell Sami Steinbach, Vorstandschef der Angermann Real Estate Advisory, hin. Er erwartet sogar eine „explodierende“ Nachfrage und sprunghaft steigende Mieten für kurzfristig verfügbare Büroflächen. Dies dürfte aus PLATOW-Sicht maklertypisch etwas weit gesprungen sein, da Attentismus und nachhaltig gekürzte Pläne den etwaigen positiven Corona-Platzbedarf zunächst überkompensieren sollten. Auch publity-Chef Thomas Olek sieht die Entwicklung des Büromarkts zunächst im Fahrwasser der Konjunktur, allerdings werde die Assetklasse Büro am wenigsten leiden.

Deutsche Bank Research ist der Corona-Frage nachgegangen, ob die verstärkte Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Homeoffice langfristig die Nachfrage nach Büroraum reduziert. Mit zunehmender Dauer des Shutdowns könnte sich die Effizienz der elektronischen Kommunikation in Teams erhöhen. Gleichzeitig könne eine politisch gewollte Eindämmung von Pendlerströmen perspektivisch zu einer weiteren Verbreitung des Homeoffice führen. DB Research verweist aber auf sehr unterschiedliche Erfahrungen. Die aktuelle Homeoffice-Ausweitung dämpfe nur temporär die Nachfrage. Insbesondere für wenig eingespielte oder neue Teams und auch für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter könnte die Distanz zur Herausforderung werden. Viele Arbeitsplätze können schon auf Grund rechtlicher und regulatorischer Vorgaben nicht vollständig in die Heimarbeit verlegt werden. Arbeitnehmer vermissen oft eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Die Abwägung der Argumente spricht laut DB Research für eine graduelle Ausweitung des Homeoffice in Deutschland. Das führe aber zu keinem großen Einfluss auf die Büro-Nachfrage.

<p><strong>Heimarbeit breitet sich nur langsam aus</strong><br />Quelle: Deutsche Bank Research</p>

Heimarbeit breitet sich nur langsam aus
Quelle: Deutsche Bank Research

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