Geldanlage in bedrohlichen Zeiten – So sichern Sie Ihr Vermögen

Rohstoffe und Edelmetalle – Der Booster fürs Depot

Krisenzeiten beunruhigen Anleger und Verbraucher gleichermaßen. Das Rohstoffthema ist in aller Munde. Selten wurde über Öl, Gold, Platin, Gas und andere Produktionsgüter bzw. Energieträger gleichzeitig in so großem Stil gesprochen. Dank der weltweiten Lieferengpässe sowie der nachhaltigen Neuausrichtung der Industrie werden die Karten bei Rohstoffen und Edelmetallen neu gemischt. Wir zeigen, wo sich ein Investment jetzt lohnt.

Orientierung in Krisenzeiten bzw. der Blick in die Zukunft, das ist, was PLATOW regelmäßig mit dem Renditechancen-Special seinen Leserinnen und Lesern vermitteln möchte. Mit Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 und nunmehr auch noch den wachsenden geopolitischen Risiken ist für Investoren die Wichtigkeit von Rohstoffen und Edelmetallen enorm gestiegen. Nicht unbedingt deshalb, weil sie möglicherweise direkt in dieses Segment investieren möchten. Vielmehr liegt es daran, dass Lieferketten nicht mehr so funktionieren, wie sie sollen und es zu Lieferengpässen kommt. Deshalb ist diese Problematik in fast allen Wirtschaftszweigen und Branchen zu erkennen. Der kluge Anleger muss sich also zwangsläufig mit der Rohstoffthematik auseinandersetzen.

Keine Frage, Rohstoffe können eine gute Ergänzung zu herkömmlichen Aktien sein. Auch in einem breit aufgestellten Anlageportfolio seien sie eine wichtige Beimischung, wie uns Michael Herzum, Leiter Macro & Strategy im Portfoliomanagement von Union Investment, im Interview auf Seite 12 erklärt. Wir befinden uns derzeit in einem herausfordernden Kapitalmarktumfeld. Neben der aus dem Ukraine-Konflikt resultierenden Unsicherheit stelle sich der Wachstums-Inflations-Mix „weniger günstig“ dar, wie Experte Herzum erklärt. Deshalb verändert er die Gewichtung der Assetklassen derzeit nur leicht und fokussiert sich auf relative Positionen innerhalb der Anlageklassen. Bei Renten meidet das Portfoliomanagement von Union Investment die Gewinner der jahrelangen Notenbankankäufe (Quantitative Easing). Mehr Chancen sieht der Asset-Manager dagegen bei High-Yield-Unternehmensanleihen. Bei Rohstoffen werden Metalle favorisiert. Was die Positionierung zwischen Aktienstilen (Wachstums- und Substanzwerte) betrifft, spricht nach der langjährigen überdurchschnittlichen Wertentwicklung von Wachstumstiteln mehr für eine ausbalanciertere Gewichtung.

So performen Rohstoffe besonders gut, wenn der breite Aktienmarkt eher seitwärts oder negativ tendiert. Die 1970er- oder 2000er-Jahre sind gute Beispiele dafür. Der Ölpreis stieg z. B. von 1999 bis 2008 von 10,00 auf 147,00 US-Dollar, während der breite Aktienmarkt immer noch deutlich unter dem Hoch der Dotcom-Blase gehandelt wurde. Auch Gold setzte zu einer fulminanten Rally an. So legte der Goldpreis im Zeitraum von 2000 bis 2011 von 255,00 auf 1 920,00 US-Dollar zu. Diese enorme Zyklizität an den Rohstoffmärkten, die für viele nichts anderes als erratische Bewegungen sind, wird auf den großen Zeitebenen (mehrere Jahre) von simplen Angebots- und Nachfragedynamiken getrieben. So wird in Boomphasen enorm in die Angebotsausweitung investiert. Neue Rohstoffproduzenten strömen an den Markt und bieten ihr Angebot an. Irgendwann wird dieses jedoch so groß, dass der Preis kollabiert. Was folgt, ist ein zehrender Bärenmarkt, der dazu dient, das überschüssige Angebot verschwinden zu lassen, bis irgendwann die Dynamik sogar in ein chronisches Unterangebot dreht. In den vergangenen Jahren befand sich bei vielen Rohstoffen der Preis unter den tatsächlichen Herstellungs- bzw. Förderkosten. Die Folge davon war, dass viele Minenbetreiber insolvent gingen oder die Förderung einstellten. Etablierte Unternehmen investierten nicht in neue Förderquellen und in die Exploration neuer Vorkommen. In der Folge steigen nun die Rohstoffpreise rasant an. Dieses Phänomen beschrieb der legendäre Rohstoffinvestor Rick Rule wie folgt: „Das Gegenmittel für niedrige Preise sind niedrige Preise. Das Gegenmittel für hohe Preise sind hohe Preise.“

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Für Investoren sind besonders die Rohstoffe interessant, bei denen das Angebot besonders unelastisch ist. Verteuert sich beispielweise der Preis von Kupfer, dauert es Jahre, bis eine neue Mine exploriert, genehmigt und gebaut ist. In dieser Zeit kann der Kurs von Kupfer stark steigen, ohne dass signifikant mehr Angebot auf den Markt strömt. Trends wie ESG haben paradoxerweise das Potenzial, den Bullenmarkt in den fossilen Brennstoffen zu verlängern und in der Amplitude zu erhöhen. So sehen wir aktuell (Stand: Mitte April 2022) trotz der rasant gestiegenen Preise für Öl und Gas immer noch kein neues Angebot auf den Markt kommen. Die Ölgiganten schütten ihr Geld lieber aus oder investieren in eine CO2-neutrale Zukunft, da Fonds und Anleger keine neuen Investments in weitere Ölquellen unterstützen. Die Auseinandersetzung mit Russland zeigt der westlichen Welt allerdings schmerzlich, wie weit sie noch davon entfernt ist, auf fossile Brennstoffe gänzlich zu verzichten.

Neben Öl richten Anleger immer wieder gerne ihren Blick auch auf Gold. Dem glänzenden Edelmetall eilt schließlich der Ruf voraus, besonders begehrt zu sein, wenn die Lage schwierig wird. Es gilt als Krisenversicherung, weil der Goldpreis in der Regel steigt, wenn geopolitische Risiken, Inflationssorgen oder ein Börsencrash die Nachrichten dominieren. Wer jetzt Gold kaufen will, sollte sich physisch hinterlegte ETFs anschauen, rät Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Das wohl beliebteste Argument von Goldenthusiasten ist der quasi zeitlose Wert. Für eine Feinunze (rd. 31,1 Gramm) bekam man im alten Rom eine Toga, im Mittelalter ein herrschaftliches Gewand und heute einen Maßanzug, veranschaulicht Vermögensmanager Walter die geschichtliche Entwicklung des Goldes. Um Risiken möglichst breit zu streuen und Vermögen langfristig zu erhalten, rät er, einen Goldanteil zwischen 5 und 12,5% im Vermögensmix einzubauen. Dazu nutzt er als Investmentvehikel börsengehandelte und physisch besicherte Papiere. Das Gold liegt dabei in externen Hochsicherheitstresoren und könnte dort grundsätzlich immer von den Inhabern abgeholt werden. Bei manchen Gold-Zertifikaten fehlt dagegen die Hinterlegung. Der Anbieter der Papiere bildet quasi nur die Entwicklung des Goldpreises ab. Bei einer Insolvenz des Emittenten ist ein Totalverlust möglich.

Mit Blick auf die Politik der Notenbanken möchten wir auch auf dieses Verhaltensmuster des Goldpreises hinweisen: Empfindlich reagiert der Goldpreis oft auf Anhebungen des Zinsniveaus, wie wir es in nächster Zeit in den USA und wohl bald auch in der Eurozone erwarten können. Denn steigen die relativ sicheren Ertragsaussichten von Renten und Anleihen, wird die Spekulation auf Goldpreissteigerungen in der Tendenz unattraktiver.

Es gibt auch Alternativen zu Gold. Dazu zählt sicherlich Platin. Hier traut Union Investment-Experte Herzum dem Rohstoff ein Comeback zu. Fundamental seien die Aussichten für das Edelmetall attraktiv, meint auch Jörg Horneber, Portfoliomanager bei der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg. Platin kommt etwa so selten vor wie Gold. Der Abbau ist nur an wenigen Orten der Welt wirtschaftlich möglich. Der Löwenanteil, über 70% der Weltproduktion, kommt aus Südafrika und Simbabwe. Kanada und Russland tragen 16% zur Weltproduktion des Erzes bei. Platin entsteht nicht nur durch direkten Abbau, sondern auch als Nebenprodukt bei der Raffination von Nickel. Hier ist Russland unter den Top 5 der weltweiten Produzenten. Je länger der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland andauern, desto stärker wird die Unterversorgung mit Platin spürbar werden.

Platin spiele zudem bei der angestrebten Energiewende eine sehr wichtige Rolle, hebt Horneber hervor. Insbesondere für den Einsatz in Brennstoffzellen und für die Wasserstoffelektrolyse (Herstellung von Wasserstoff). Diese Bereiche gelten als mögliche Schlüsseltechnologien der Energiewende, vor allem für die Speicherung und Rückgewinnung von Strom. Platin ist zudem essenziell, wenn es um die effiziente Verteilung von Strom geht, etwa bei intelligenten Stromnetzen.

Platin sowie andere Erze und Seltene Erden werden jedoch als potenziell kritisch eingestuft. Diese Rohstoffe sind schwer durch andere Materialien zu ersetzen, haben eine immense wirtschaftliche Bedeutung und stammen aus unzuverlässigen Lieferländern. Die Nachfrage nach dem Edelmetall ist aber stabil und zukunftsträchtig, dafür ist die Herstellung kostenintensiv und die Lagerstätten begrenzt. Unsere Meinung: In der aktuellen Krisenzeit sollte Platin in Kombination mit Gold und Silber ein werthaltiges Investment sein. 

Die Top 4-Rohstoffaktien finden Sie hier.

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