Geldanlage in bedrohlichen Zeiten – So sichern Sie Ihr Vermögen

Krise ist neue Normalität

Krise ist neue Normalität
Krise ist neue Normalität © PLATOW

Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, Klimakrise – und dann hat sich auch noch die schon totgeglaubte Inflation mit voller Wucht zurückgemeldet. Die Krise ist zur neuen Normalität geworden. Dabei ist jede einzelne dieser Krisen schon allein eine Bedrohung für die politische Stabilität in Europa und unseren wirtschaftlichen Wohlstand. Die mit Abstand größte und gefährlichste Zäsur ist ohne Zweifel aber der Krieg in der Ukraine, der mitten in Europa jeden Tag unzählige Menschenleben kostet und die seit dem Ende des Kalten Kriegs geltende europäische Ordnung aus den Angeln hebt. Anders als im Balkan-Krieg in den 1990er-Jahren, an dem sich Deutschland erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg militärisch beteiligte, ist der Aggressor diesmal eine Atommacht mit einem Kriegsherrn Wladimir Putin an der Spitze, der scheinbar alle Hemmungen verloren hat und dem Westen kaum verblümt mit dem Einsatz von Nuklearwaffen droht, sollte die NATO aktiv in den Ukraine-Krieg eingreifen.

Die von Kanzler Olaf Scholz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ausgerufene „Zeitenwende“ markiert nicht nur das Ende aller westlichen Illusionen über Friedensdividenden und einen Wandel durch Handel, sie stellt auch das deutsche Geschäftsmodell auf den Prüfstand. Kaum ein anderes Land hat nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der wirtschaftlichen Öffnung Chinas so sehr von der Globalisierung profitiert wie die Exportnation Deutschland. Schon die Finanzkrise hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie anfällig die globalisierte Welt für externe Schocks ist, die sich über die international vernetzten Finanzmärkte wie ein Lauffeuer über den gesamten Globus ausbreiten, um dann auf die Realwirtschaft überzuspringen und eine Weltwirtschaftskrise auszulösen. In der Pandemie war es ein tückisches Virus, das sich rasend schnell ausbreitete und ganze Länder in den Lockdown zwang. Die aufgestaute Nachfrage und geborstene Lieferketten, die das Angebot vieler Waren verknappten, sorgten für ein ungeahntes Wiederaufleben der Inflation.

In dieser ohnehin fragilen wirtschaftlichen Lage überrollten am 24. Februar 2022 russische Panzer nicht nur die Ukraine und die europäische Friedensordnung, sondern auch die Konjunkturhoffnungen in Deutschland und Europa. Um Putin und die russische Wirtschaft an ihrer empfindlichsten Stelle zu treffen, muss sich insbesondere Deutschland aus seiner fatalen Abhängigkeit vom billigen Russengas schnellstmöglich befreien. Das wird vor allem teuer und treibt die Inflation noch stärker an. Zudem verschärfen der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland die ohnehin schon heftigen Lieferprobleme. Deutschland droht eine Stagflation mit hoher Inflation bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Stagnation oder sogar der Absturz in eine Rezession. Deshalb tut sich Deutschland mit einem Embargo gegen russisches Gas so schwer.

Die von den Notenbanken lange als temporäres Phänomen abgetane Inflation ist in den USA längst zum Politikum geworden, das sich bei den Zwischenwahlen im November entladen könnte. Sind es doch vor allem wichtige Wählerschichten der Demokraten von US-Präsident Joe Biden, die besonders unter den kräftig gestiegenen Sprit- und Lebensmittelpreisen leiden. Die US-Notenbank Fed hat denn auch bereits im März die Zinswende eingeläutet und ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Weitere Zinsschritte sollen noch 2022 folgen. Auch die EZB hat den Ausstieg aus ihren Anleihekäufen beschleunigt und sich damit Spielraum für höhere Zinsen noch im laufenden Jahr verschafft.

Auffallend bedeckt hält sich im Ukraine-Konflikt die chinesische Führung, die es sich weder mit dem Westen noch mit Russland verderben will. Auf dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas im November 2022 will sich Staats- und Parteichef Xi Jinping seine dritte Amtszeit besiegeln lassen. Bis dahin kann Xi neuen Ärger mit dem Westen nicht gebrauchen, zumal die chinesische Wirtschaft zunehmend unter der strikten Null-Covid-Politik leidet, die immer wieder zur Abriegelung ganzer Provinzen und wichtiger Häfen führt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dürfte schon bald auch in Deutschland die Diskussion um eine Neujustierung des deutsch-chinesischen Verhältnisses mit Blick auf Chinas aggressiven Umgang mit Taiwan und Hongkong anheizen. US-Präsident Joe Biden hatte schon vor der russischen Invasion China zum Hauptrivalen der USA erklärt.

Deutschland und die EU haben hingegen viel zu lange tatenlos zugesehen, wie Xi mit seinem Prestige-Projekt einer „Neuen Seidenstraße“ bis tief nach Europa hinein neue Abhängigkeiten geschaffen hat. Erst Ende vergangenen Jahres rang sich Brüssel zu einer europäischen Antwort auf Xis „Belt and Road Initiative“ durch. Mit der „Global Gateway“ genannten Initiative will die EU-Kommission in den nächsten fünf Jahren bis zu 300 Mrd. Euro für Infrastrukturprojekte vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika mobilisieren. Für die deutsche Exportindustrie ist die Volksrepublik nicht nur ein riesiger Absatzmarkt, sondern auch ein wichtiger Lieferant von Vorprodukten. Sanktionen gegen China würden die stark mit dem Reich der Mitte verflochtene deutsche Wirtschaft tief ins Mark treffen. Die geschlossene Reaktion des Westens auf die russische Aggression ist denn auch ein Signal an Peking, die Füße im Konflikt mit Taiwan still zu halten.

Der geballte Krisen-Cocktail, mit dem die Welt derzeit konfrontiert ist, bedeutet für Anleger vor allem ein Höchstmaß an Unsicherheit und damit hohe Volatilität. Doch gerade in schwieriger Zeit erwachsen auch neue Renditechancen. Trotz heftiger Rückschläge und dem Ende des Bullenmarkts schlägt sich der DAX bislang erstaunlich wacker. Denn zu Aktien gibt es weiterhin kaum attraktive Alternativen. Daran ändern auch die steigenden Zinsen nur wenig. Als Sachwerte mit Dividenden-Chance sind Aktien ein gutes Schutzschild gegen die hohe Inflation. Das gilt insbesondere für Unternehmen mit solider Bilanz, starker Marktstellung, guten Ertragskennziffern und geringem Energieverbrauch. US-Aktien profitieren von der weiterhin robusten amerikanischen Konjunktur und der geografischen Ferne vom Krieg in der Ukraine.

Die Abkehr vom billigen Russengas macht die Beschleunigung der Energiewende noch dringlicher. Zugleich erhöht der Umstieg auf teureres Flüssiggas (LNG) die Rentabilität der erneuerbaren Energien. Die Übergangszeit bis zur Vollendung der Energiewende wird für die deutsche Wirtschaft allerdings zum Parforceritt. Die Brücke, die das weniger klimaschädliche Erdgas in die Ökostrom-Zukunft schlagen sollte, ist brüchig geworden. Energie wird auf absehbare Zeit teuer bleiben. Damit ist auch die Periode niedriger Inflationsraten, die uns seit der Finanzkrise begleitet hat, endgültig vorbei.

Der russische Überfall auf die Ukraine hat auch den Blick auf die Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften verändert. Der erbitterte deutsch-französische Streit um die Einstufung von Atomenergie und Erdgas als „grüne“ Energien interessiert mittlerweile niemanden mehr. Plötzlich gelten sogar Rüstungsgüter, zumindest Defensivwaffen, als „nachhaltig“. Der Ukraine-Krieg hat die von der Ampel-Regierung ausgerufene große Transformation der deutschen Wirtschaft hin zur CO2-Neutralität und zur Digitalisierung vorerst in den Hintergrund gedrängt. Ein weiteres Hinauszögern der Transformation ist angesichts des fortschreitenden Klimawandels jedoch keine Option. Das Gros der notwendigen Investitionen zur Bekämpfung der Erderwärmung muss von privatem Kapital gestemmt werden, da die staatlichen Budgets von der Abfederung der Corona- und Kriegsfolgen bereits weitgehend ausgelaugt sind. Der Staat muss deshalb dafür sorgen, dass sich private Investitionen in die grüne Infrastruktur auch finanziell lohnen.

Davon hängt nicht zuletzt auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft ab. Die basiert wesentlich auf billigen Energieimporten aus Russland. Doch eine Rückkehr ins russische Gas-Schlaraffenland wird es auch nach dem Ende des Ukraine-Kriegs nicht geben. Deutschland darf sich nicht noch einmal in eine solche fatale Abhängigkeit von einem einzigen dominierenden Energie- und Rohstofflieferanten begeben. Zur bitteren Wahrheit gehört aber auch, dass Deutschland weiterhin Handel mit Ländern betreiben wird, in denen Demokratie und Menschenrechte nicht viel zählen. Nicht nur Öl und Gas, sondern auch andere wichtige Rohstoffe stammen zumeist aus Gegenden mit bestenfalls zweifelhaftem Ruf. Um dort wenigstens für menschenwürdige Produktionsbedingungen zu sorgen, werden wir uns mit dauerhaft höheren Rohstoffpreisen abfinden müssen. Deutschlands Unternehmen werden deshalb noch stärker auf technologische Innovationen zu setzen haben, um verlorengegangene internationale Wettbewerbsfähigkeit zu kompensieren. Innovationen werden damit zum entscheidenden Erfolgsfaktor am Kapitalmarkt.

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