Geldanlage in bedrohlichen Zeiten – So sichern Sie Ihr Vermögen

Flexible Rohstoffquote nutzen

Die Vermögensstruktur durch aktives Management zu verändern, bietet derzeit große Anlagechancen. Wie eine gute Multi-Asset-Allocation funktioniert, verrät Michael Herzum, Senior Portfoliomanager bei Union Investment.

Wir leben in einer „neuen Normalität“ mit Pandemie und Krieg. Wie hat sich der Stellenwert von Multi-Asset-Anlagen vor diesem Hintergrund in den vergangenen Jahren entwickelt?

Er ist weiterhin hoch. Im Spannungsfeld von hoher Inflation und schwächerem Wirtschaftswachstum haben sich die Notenbanken dafür entschieden, der Inflation zu begegnen. Dies stellt Investoren von reinen Aktien-Renten-Portfolios vor Herausforderungen, da beide Assetklassen dadurch beeinflusst werden. Renten leiden wegen der gestiegenen Zinserwartungen, Aktien wegen der Bewertung aus steigenden Anleiherenditen. In Multi-Asset-Portfolios hat seit Ausbruch des Ukraine-Krieges vor allem eine Allokation in Rohstoffen zur Stabilität beigetragen.

In den vergangenen zehn Jahren haben Staatsanleihen meist positive Erträge und eine gewisse Stabilität in die Portfolios gebracht. Wie ist die Lage mit Blick in die Zukunft?

Die historisch günstigen Eigenschaften von Staatsanleihen in Multi-Asset-Portfolios sind auf absehbare Zeit geschwächt. Der Grund dafür liegt in einer mittelfristig höheren Inflation und dem europäischen Niedrigzinsumfeld. Letzteres stellt einen ungünstigen Ausgangspunkt für Staatsanleihen dar. Bis wir wieder auskömmliche Anleiherenditen sehen, müssen erst erhebliche Kursanpassungen geschehen. Zudem nimmt bei höherer Inflation die Korrelation von Aktien und Staatsanleihen zu, das heißt, die Diversifikation nimmt ab.

Deutlich volatiler dürfte es auch mit Rohstoffwerten zugehen. Zu welcher Gewichtung raten Sie?

Wir empfehlen für Multi-Assets-Fonds grundsätzlich eine flexible Rohstoffquote, die sich am Konjunkturzyklus orientiert. Je nach Chancenorientierung der Fonds sollte der Anteil in etwa von 3 bis 15% variieren können. Zu Beginn des Konjunkturzyklus sollte die Quote niedrig bleiben und erst in der spätzyklischen Phase deutlich erhöht werden. In Krisenzeiten unterschätzen einige Investoren den Nutzen selbst niedriger Quoten. In diesem Jahr hat sich eindrucksvoll gezeigt, dass bereits ein geringer Rohstoffanteil erheblich stabilisierend auf die Fondswertentwicklung wirkt.

Welche Rohstoffwerte können Sie im Hinblick auf das zweite Halbjahr 2022 sowie 2023 hervorheben?

Unsere Favoriten finden sich aktuell bei den Metallen. Unter den Industriemetallen ist Kupfer besonders aussichtsreich, da es am stärksten von den Investitionen in erneuerbare Energien und Elektromobilität profitiert. Außerdem treten immer wieder Probleme auf der Angebotsseite auf, so dass es 2022 einen Nachfrageüberhang geben sollte. Unter den Edelmetallen trauen wir Platin ein Comeback zu. Es wird neben der Schmuckindustrie auch in Kfz-Katalysatoren eingesetzt, wo durch die Überwindung der Chip-Knappheit die Produktion wieder zunehmen wird und schärfere Umweltstandards einen höheren Platineinsatz notwendig machen. 

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