Kein Selbstläufer mehr
Um uns herum gerät die Welt in Unordnung. Unterbrochene Lieferketten, verstärkt durch den Ukraine-Krieg und die Corona-Politik Chinas, heizen die Inflation weiter an. In den USA ist die Zinswende eingeläutet. Auch die EZB wird sich nicht ewig drücken können. Galten Immobilien im Niedrigzinsumfeld bisher als Stabilitätsanker, ändern sich die Prämissen jetzt. Klimaziele und steigende Baukosten verteuern Neubauprojekte. Rekordpreise und magere Margen machen Alternativanlagen attraktiver. Die Immobilie droht ihre Rolle als unangefochtener Krisenprofiteur zu verlieren.
Viele Marktteilnehmer – auch bisher besonders zuversichtliche – werden vorsichtiger. Julian Schnurrer, bei Wealthcap für Strategie und Produktmanagement zuständig, berichtet zwar von weiter hoher Nachfrage institutioneller Investoren. Gleichzeitig warnt er vor wachsenden Marktrisiken in Form höherer Baupreise, Projektverzögerungen und steigender Zinsen. Profianleger sind gespalten: Zur Absicherung in unsicheren Zeiten sind eigentlich Core-Objekte nötig. Die hohen Preise zwingen aber viele zum Ausweichen auf Immobilien mit Entwicklungspotenzial. Immerhin einig ist sich die Branche darin, dass ohne die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien künftig nichts mehr geht.
Private Anleger haben es etwas leichter. Zwar werden Direktinvestments auch hier immer teurer, da vor der Zinswende in Deutschland der Markt leergefegt ist und die Preise für die breite Masse längst die Schmerzgrenze überschritten haben. Die indirekte Anlage in Immobilien über Aktien bleibt aber ebenso interessant wie gezielte Investments in Beteiligungen etwa in den USA oder im boomenden Zweitmarktsegment. Da die Zinsen in Europa auch in Zukunft nicht in den Himmel steigen werden, die Nachfrage zumindest nach Wohnraum ungebrochen ist und den Börsen im Wachstumssegment die Luft auszu-gehen droht, hat die Immobilie als Stabilitätsanker im Portfolio noch lange nicht ausgedient.
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