Rückkehr der Zinsen – Investieren in eine sichere Zukunft

Alterswohlstand sichern – mit unabhängiger Beratung und den richtigen Produkten

_ Zukünftige Rentnerinnen und Rentner werden aus der gesetzlichen Rentenversicherung kaum noch eine ausreichende Versorgung erhalten – das ist leider so sicher wie das Amen in der Kirche und lässt sich rechnerisch belegen. Denn wenn eine Gesellschaft immer älter wird und gleichzeitig die Standards wie Renteneintrittsalter usw. gehalten werden sollen, sinkt die gesetzliche Rente automatisch. Die Rentenlücke, also die Kluft zwischen dem letzten Nettoarbeitsverdienst und der gesetzlichen Rente, wird in Zukunft wahrscheinlich noch größer, wenn nicht noch mehr Steuergelder in das System gepumpt werden als heute ohnehin schon. Wer im wohlverdienten Ruhestand den Gürtel nicht enger schnallen möchte, der muss privat vorsorgen. Die private Altersvorsorge ist also wichtiger denn je.

Wer im Alter gut leben will, braucht ein kleines Vermögen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt für heute geborene Kinder bei etwa 81 Jahren, der Rentenbeginn bei aktuell 67 Jahren. Bleiben Renteneintrittsalter und Lebenserwartung so, muss ich für durchschnittlich 14 Jahre zusätzliches Kapital ansparen, um meine gesetzliche Rente aufzustocken. Möchte ich meine gesetzliche Rente beispielsweise mit 2 000 Euro pro Monat aufstocken, kommen so stattliche 336 000 Euro zusammen. Und die muss ich erst einmal zusammensparen. Bei der Frage nach einer passenden Altersvorsorge geht es also um die richtigen Produkte und Strategien. Die zu finden, hilft eine wirklich unabhängige Beratung. Und die gibt es nur auf Honorarbasis – nicht dann, wenn Vertriebsprovisionen die Auswahl mitbestimmen.

Lebens- und Rentenversicherungen sind nicht zielführend

Zunächst zu den Produkten: Ein immer noch beliebtes Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, sind private Renten- oder Lebensversicherungen. Grundsätzlich gibt es für die Altersvorsorge eine Anspar- und eine Auszahlphase. Weil sie in der Regel deutlich länger ist, konzentriere ich mich zunächst auf die Ansparphase, also auf den Vermögensaufbau. In der Ansparphase kommt es darauf an, das Geld renditeorientiert anzulegen, damit sich die eingezahlten Beiträge möglichst stark vermehren. Um es klar zu sagen: Das können Versicherungen nicht leisten, das konnten sie noch nie und können sie heute weniger denn je.

Der Höchstrechnungszins der Versicherer – meist identisch mit dem Garantiezins – sank Anfang 2022 drastisch: Von 0,9% auf 0,25%. Dass selbst der alte Zins für Vermögensaufbau nicht reicht, zeigt folgende Beispielrechnung: Spare ich als Anleger über 30 Jahre monatlich 500 Euro mit einem Zinssatz von 0,9%, komme ich auf einen Endbetrag von 207 000 Euro. Kalkuliert mit dem aktuellen Höchstrechnungszins von 0,25% wird aus wenig noch weniger – das Guthaben liegt dann noch bei 187 000 Euro. Ein Problem, das sich hier besonders zeigt: Es gibt quasi keinen Zinseszinseffekt mehr – und das macht sich vor allem bei langer Anlagedauer deutlich negativ bemerkbar.

Stattdessen lieber auf Aktien setzen

Zahle ich die 500 Euro stattdessen in eine breit gestreute Kapitalmarktanlage ein, dann komme ich nach 30 Jahren etwa auf ein Endvermögen von 732 000 Euro (Erwartungswert). Natürlich gibt es keine Garantie auf dieses Endvermögen – aber ist diese Garantie wirklich mehr als 500 000 Euro wert? Ich finde, nicht. Denn selbst bei einem extrem unwahrscheinlichen Szenario, beispielsweise einem 50%-Crash einen Tag vor der geplanten Auflösung der Anlage, bliebe mit über 360 000 Euro immer noch ein deutlich größeres Vermögen als mit garantiertem Minizins.

Eine zielführende private Altersvorsorge ist heute einfacher denn je – mit einer langfristigen Anlage an den weltweiten Kapitalmärkten. So kann – flexibel, günstig und rentabel – ausreichend Vermögen für einen sorgenfreien Ruhestand aufgebaut werden.

Wer mehr Risikobereitschaft zeigt, kann mit einer guten Mischung aus verschiedenen Vorsorgeprodukten mehr erreichen. Nicht ohne Grund fordern Verbraucherschützer und Finanzexperten schon seit Jahren dazu auf, die Altersvorsorge endlich mit Aktien zukunftsfest zu machen. Und ich kann mich dem nur anschließen: Aktien sind heute eine der letzten Möglichkeiten, mit einer Geldanlage wirklich Vermögen aufzubauen. Allerdings reicht es nicht, lediglich verstärkt auf Aktien zu setzen. Vielmehr sollten bei der konkreten Konstruktion von Altersvorsorgedepots wissenschaftlich fundierte Qualitätsaspekte beachtet werden. Versicherungslösungen sind dafür zu unflexibel und vor allem zu unrentabel. Und das liegt auch an den Kosten der Produkte.

Honorar oder Provision

Damit sind wir dann auch beim Thema Provisions- vs. Honorarberatung. Kritiker monieren gerne, dass eine Honorarberatung eine gute Altersvorsorgeberatung für breite Bevölkerungsschichten unmöglich – weil zu teuer – machen würde. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die in gängigen Versicherungs- und Anlageprodukten mehr oder weniger stark versteckten Provisionen summieren sich über die lange Laufzeit zu einem immensen Betrag, der direkt die Rendite schmälert. Unterm Strich ist es so dann die teurere Lösung. Von der Qualität der Beratung, die eher ein Verkauf ist, mal ganz zu schweigen. Oder wie fänden Sie es, wenn der Steuerberater zwar nichts mehr kosten, aber dafür vom Finanzamt bezahlt würde?

Um ein drohendes Provisionsverbot zu verhindern, wird in Beispielrechnungen auch einfach unterstellt, dass Honorare generell und ausschließlich auf Stundenbasis gezahlt werden. Dabei entspricht diese Annahme keineswegs der Realität. So werden Verbraucher – und Politiker – absichtlich in die Irre geführt, indem Ihnen vorgemacht wird, eine unabhängige Beratung gegen Honorar sei unbezahlbar, da sie pro Stunde bezahlt werden müsse. Aber das stimmt so einfach nicht, denn natürlich gibt es eine Alternative: Die Bezahlung auf prozentualer Basis. Überall auf der Welt gibt es unabhängige Beratung und nur selten wird sie auf Stundenbasis abgerechnet, sondern meistens als prozentuales jährliches Honorar.

So wird es beispielsweise in England gemacht. Dort gibt es keine Provisionen mehr und damit eine echte unabhängige Beratung im Sinne der Kundinnen und Kunden. Deshalb heißt sie dort auch „independent advice“. Damit wird die Unabhängigkeit der Beratung betont und nicht die Art ihrer Bezahlung. Immer wieder wird allerdings angeführt, dass es in England angeblich zu einer Beratungslücke gekommen sei. Auch das ist nicht zutreffend. Ja, es gibt seit dem selbst auferlegten Provisionsverbot weniger Produkte – weil der ganze teure Quatsch endlich vom Markt verschwunden ist. Nur die guten haben überlebt, sozusagen. Und das ist aus Sicht der Provisionslobby natürlich ein Albtraum. Denn die Produktvielfalt führt vor allem dazu, dass der Kunde ständig auf neue Investment-Alternativen angesprochen werden kann, an denen der Anbieter sehr gut verdient. Beratung gegen Honorar führt dazu, dass mehr Ruhe einkehrt und die Qualität der Produkte steigt. Und ja, auch eine schlechte Honorarberatung ist eine schlechte Beratung. Wenn aber der Anreiz einer (hohen) Provision überhaupt nicht vorhanden ist, steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass der Berater wirklich ausschließlich im Kundeninteresse berät.

Ein Vorschlag

Zurück zu den Produkten: Wie könnte eine private Altersvorsorge für alle aussehen? Wenn ich mal etwas träumen darf: Ich stelle mir ein gefördertes Angebot einer breiten Kapitalmarktanlage vor. Vorbild könnte auch hier England mit dem „Individual Savings Account“ (ISA) sein. In ein spezielles Altersvorsorgedepot könnte regelmäßig bis zu einer jährlichen Höchstgrenze investiert werden. Ein Zugriff auf das Depot wäre erst im höheren Alter oder bei Eintritt bestimmter Ereignisse möglich. Die Förderung könnte darin bestehen, dass die Erträge dieses Depots von der Kapitalertragssteuer befreit wären. In einer weiteren Variante wäre zusätzlich auch eine direkte Förderung in Form einer Zulage denkbar – ähnlich wie heute beim eher abschreckenden Beispiel der Riester-Rente. Diese zeigt nämlich eindrucksvoll, dass Garantien und zu hohe Provisionen ein gutes Produkt für die Altersvorsorge verhindern. Stattdessen gilt es, vorab fundierte Qualitätskriterien festzulegen, die die Produkte erfüllen müssen, wenn sie sich für die Förderung „qualifizieren“ möchten. Das Gleiche gilt für eine festzulegende maximale Kostenquote. Sie sollte meiner Meinung nach deutlich unterhalb der aktuellen durchschnittlichen Managementgebühr aktiver Investmentfonds liegen. Möglich wäre das auf jeden Fall – davon bin ich überzeugt.

In England sind die ISAs übrigens der absolute Renner, weil sie allen Menschen, die sparen können und möchten, eine kapitalmarktbasierte, preiswerte Lösung bieten, Altersarmut zu verhindern. Und über das prozentual gezahlte, jährliche Honorar wird auch die Beratung entsprechend vergütet. Was allerdings entfällt, ist der Anreiz, Anlegerinnen und Anlegern regelmäßig neue Produkte zu verkaufen.

Denn eine so breit wie möglich diversifizierte, passive Geldanlage mag zwar langweilig klingen, ist aber langfristig nicht zu schlagen.

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