Stiftungsfonds – Was ist wichtig?

Den heiligen Anlage-gral gibt es nicht _ ie Vermögensverwaltung hat mit speziellen Stiftungsfonds unlängst auf die besonderen Bedürfnisse von gemeinnützigen Einrichtungen reagiert und so tummelt sich heute, gut 30 Jahre nachdem der erste Stiftungsfonds aus dem Hause Merck Finck aufgesetzt wurde, ein Sammelsurium solcher Anlageprodukte am Markt. Tobias Karow von stiftungsmarktplatz.eu weiß, worauf es zu achten gilt.
Und so war es für die 70 Gäste spannend, ihn im Elevator Pitch mit den vier Stiftungsfonds Arero Weltfonds, Frankfurter Stiftungsfonds, Prisma Aktiv UI Fonds und WI Global Challenges Index Fonds zu erleben. Sebastian Müller sieht seinen Arero Weltfonds als lukrativ für Stiftungen, wenngleich er thesauriert und damit nicht stetig ausschüttet. Doch der Fonds könnte Profiteur der Stiftungsrechtsreform sein, wonach Umschichtungsgewinne auch für die Zweckverwirklichung eingesetzt werden dürfen, erklärt Müller. Dem Megatrend Nachhaltigkeit will er sich nicht verschließen, doch er verweist auf die noch immer nicht eindeutige EU-Taxonomie, die die Einordnung dessen, was nachhaltig ist, erschwert. Auf Rohstoffe zu verzichten, ist für Müller keine Option, allein schon um das Diversifikationspotenzial nutzen zu können.
Der von Frank Fischer vorgestellte Frankfurter Stiftungsfonds schüttet indes quartalsweise aus, für Stiftungen sehr willkommen. Nachdem der ursprüngliche Total-Return-Ansatz nicht funktionierte, hat Fischer den Fonds auf ein defensives Konzept umgestellt, das auf ein konzentriertes Aktienportfolio nach ESG-Kriterien, diversifizierenden Optionsstrategien und stabilisierenden Anleihen sowie Positionen in Edelmetallen setzt. Bernd Bötsch rückt mit dem Mischfonds mit Prisma Aktiv neben Europa vor allem Asien in den Fokus. Durch die Beimischung von höherverzinslichen europäischen Unternehmensanleihen, asiatischen Aktien sowie Anleihen und dem Verzicht auf strukturierte Finanzprodukte strebt Bötsch eine Jahreszielrendite von mindestens 4% an. Bestes Aushängeschild ist die Darmstädter Software AG-Stiftung.
Als vierter im Bunde des Elevator Pitch versuchte Dirk Rogowski den in seinen Augen noch viel zu unbekannten WI Global Challenges Index Fonds von Hamburg aus in die Öffentlichkeit zu tragen. Der reine Aktien-Fonds ist in 50 Unternehmensaktien mit Fokus auf Europa und den G7-Staaten investiert. Rogowski weißt Nachhaltigkeit ausdrücklich als einen entscheidenden Faktor bei der Fondsstrategie aus. So ist Klimawandel eines der sieben zukunftsweisenden Themengebiete, auf denen Rogowskis Auswahlprozess fußt – neben Armut, Trinkwasser, Wälder, Artenvielfalt, Bevölkerungsentwicklung und Governance-Strukturen.
Alle Fonds hätten ihre Vor- aber auch Nachteile wie Kosten, Ausschüttungspolitik, Draw Downs usw., resümiert Karow. Wichtig sei es, sich bewusst zu machen, dass es nicht den einen richtigen Stiftungsfonds gibt. Größe, Ziele und Selbstverständnis der jeweiligen Stiftung müssen in die Suche nach dem geeigneten Fonds mit einfließen.
Foto: v.l.n.r.: Dirk Rogowski (Warburg Invest), Bernd Bötsch (Prisma Invest), Frank Fischer (Shareholder Value Management), Sebastian Müller (Prof. Weber GmbH). Fotograf: Billart by Bernd Ollinger.
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