Kapitalanlage

Krypto – Resilienter als Gold?

Marion Spielmann im Interview auf dem PLATOW EURO FINANCE Investorentag `'
Marion Spielmann im Interview auf dem PLATOW EURO FINANCE Investorentag © dfv Euro Finance Group Gmbh

_ Für Krypto-Evangelisten dürften Bitcoin & Co. noch eine lange Rally vor sich haben. Selbst der doppelte Niedergang des gesamten Terra-Ökosystems (am 9.5. verlor der Stablecoin seine Dollarbindung, der kontroverse Relaunch am 28.5. scheiterte kläglich) dürfte daran nichts geändert haben. JP Morgan spricht aktuell gar von einer Unterbewertung. Dieser enormen Chance (Marktkapitalisierung Gold: 13 Bio. US-Dollar; Krypto: 1,34 Bio. Dollar) hat sich u. a. Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder & Verwahrstelle, DekaBank, verschrieben. Ihr Kreditinstitut plant mit der Einführung von MiCa und DLT Pilot Regime noch dieses Jahr einen Krypto-Fonds.

Gleich zu Beginn prognostizierte sie: Von den aktuell über 20 000 verschiedenen Kryptowährungen werden zukünftig nur noch rd. zehn relevant sein. Sowohl im Retail als auch auf institutioneller Seite sei eine durchgehende Durchdringung zu beobachten. Zwar lockten hohe Gewinne, doch die Rücksetzer seien mitunter „extrem schmerzhaft”. Mit einem Blick auf die 2020 rapide angeschwollene und jeweils zu Corona- und Kriegsbeginn immens eingebrochene Marktkapitalisierung stellte die Expertin fest: „Kryptowährungen reagieren in Krisensituationen wie die Aktienmärkte.” Doch die Erholung von den Schocks sei schneller erfolgt. Sind Kryptos also krisensicher? Bieten sie gerade jetzt den erhofften Inflationsschutz? Spielmann sagt: „Kryptowährungen waren für Menschen in der Krise offensichtlich eine bessere Alternative als ihre Landeswährung.” Doch das mache die digitalen Coins nicht gleich krisensicher. Denn noch immer fehle global die Akzeptanz als Zahlungsmittel. Und auch die Kür als Wertspeicher stehe noch aus. Der oft anhaftende Ruf des „digitalen Golds der Zukunft” sei damit nicht gerechtfertigt. Anders bei der Blockchain-Technologie, auf der die tokenisierten Zahlungsmittel beruhen. Sie eröffne ein „noch nicht voll erschlossenes Universum digitaler Assets”. Mit MiCa und dem DLT Pilot Regime sollen Kryptowerte dieses Jahr auch fernab von MiFID II reguliert und allgemein handelbar gemacht werden.

Kryptofreundlichere Töne schlug indes Florian Döhnert-Breyer, Geschäftsführer und Fondsmanager, F5 Crypto, an. Denn für ihn besitzen Kryptos ein einmaliges Rendite-Risiko-Profil. Die Eigenschaften als Wertspeicher und Inflationsschutz seien bereits bewiesen. Darüber hinaus digitalisierten sie die Übertragung von ökonomischem Wert, böten hohe Renditen und diversifizierten Depots als neue, digitale Asset-Klasse. Schaue man etwa auf die vergangenen acht Jahre, hätte bereits eine Allokation von 5-10% (aktuell optimal: 5-7%) den Wertzuwachs eines klassischen Depots (50% Aktien, 25% Anleihen, 25% Immobilien) mit einer Performance von 180% vervier- bis verachtfachen können. Daran ändere auch die „in einer Art Bankenansturm geendete Todesspirale” des Stablecoins Terra erst mal nichts, obgleich die Beimischung das allgemeine Risiko in der Tat erhöhe. Aktives Management sei daher fundamental. Für die Kapitalanlage rät Döhnert-Breyer: Zu häufiges Umschichten vermeiden! Trading-Gebühren können den positiven Effekt verschlingen. Auch wichtig: Auf die Top-10-Kryptos beschränken!

Was könnte also am Ende das digitale Gold der Zukunft sein? „Gold natürlich”, meint Steffen Orben, Geschäftsführer, Deutsche Börse Commodities. Zur großen Verblüffung der Zuhörer zog Orben eine kleine Goldmünze hervor. Zehn, vielleicht fünfzehn Gramm. In nur wenigen Sekunden war der Transfer des „Stablecoins“ dann auch schon perfekt. Ganz analog versteht sich. Das Thema Gold solle man „insgesamt weniger evangelistisch angehen, sondern einfach nur mit ein bisschen normalem Menschenverstand.“ Auch in 100 Jahren werde das Proof of Concept von Gold nicht zusammenbrechen. Papiergold werde daher bei einer Depot-Beimischung von 8-10% zum Salz in der Suppe. Ganz zum Trotze der FAZ, die noch am Investorentag titelte: „Finger weg vom Gold!“

Foto: V.l.n.r.: Florian Döhnert-Breyer, F5 Crypto, Marion Spielmann, DekaBank, Steffen Orben, Deutsche Börse Commodities, Andreas G. Scholz, dfv Euro Finance Group (Moderation). Copyright: dfv Euro Finance Group Gmbh, Jose Poblete.

Lesen Sie weiter im PLATOW Extra Nr. 65 über „Immobilien: Da braut sich was zusammen“.

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