Tata Motors – Kapitalspritze und Fortschritte bei JLR helfen
Die kürzlich vorgestellten Q2-Zahlen von Tata Motors sind gewiss kein Anlass zur Freude, geben nach einer langen Reihe von Enttäuschungen aber erstmals Anlass zu der Hoffnung, dass die Aktie (10,30 Euro; A0DJ9M; US8765685024) ihren Tiefpunkt erreicht hat. 73% hat das Papier in den vergangenen fünf Jahren verloren. Grund sind ein anhaltend schwacher Fahrzeugabsatz in Indien, wo Tata besonders bei Nutzfahrzeugen (Marktanteil: 42%) unter schlapper Konjunktur und Liquiditätskrise leidet.
Noch wichtiger für das Ergebnis ist aber die 2008 für gerade mal 2,3 Mrd. US-Dollar von Ford gekaufte Jaguar Land Rover (JLR), die für drei Viertel der Erlöse und 90% des Gewinns der Inder steht. Die britische Tochter hatte Qualitäts- und Absatzprobleme in China, kämpft mit hohen Kosten für die Elektrifizierung und dem Image des Diesel. Und über allem schwebt der Brexit. Über 3 Mrd. Pfund wurden abgeschrieben auf Modelle und Fabriken, tiefrote Zahlen waren die Folge.
Zwar ist der Weg noch weit, doch die Wolken lichten sich. Das Kostenprogramm bei JLR greift (Einsparung aktuell 2,3 Mrd. Pfund). Im Q2 erzielten die Briten bei einem Umsatzplus von 8% auf 6,1 Mrd. Pfund v. St. 156 Mio. Pfund Gewinn. CEO Ralf Speth, der von einer besseren zweiten Jahreshälfte, einer deutlich anziehenden Nachfrage in China und weiteren Verbesserungen in den nächsten Quartalen spricht, peilt im Gesamtjahr eine operative Marge von 3 bis 4% an. Mit BMW und Geely wurde schon über Kooperationen bei Einkauf und der Entwicklung von E-Antrieben gesprochen. Ab 2020 sollen dem Kassenschlager Jaguar I-Pace zahlreiche weitere E-Modelle zur Seite gestellt werden. Auch die indische Mutter setzt wegen Steueranreizen auf Elektroantriebe. All das kostet Geld und bringt erst mal wenig. Der Verlust auf Konzernebene lag mit 30 Mio. Dollar im Q2 dennoch deutlich unter den Befürchtungen der Börse (Umsatz: -9% auf 9,2 Mrd. Dollar). Die Verschuldung ist ein drängendes Thema, sogar über einen längst dementierten JLR-Verkauf wurde spekuliert. Mit der gerade angekündigten 920 Mio. Dollar-Kapitalspritze der Familienholding Tata Sons, die ihren Anteil damit von 38 auf 46% anhebt, wird das aber angegangen. Moody‘s sieht in der Aktion, die die Verschuldung vom 10,6- aufs 6-fache EBITDA senken sollte, ein klares Bekenntnis des Großaktionärs zu seinem Unternehmen. Trotz anhaltenden Gegenwinds in Indien (Konjunktur) und Europa (Brexit-Folgen), wo Rückschläge jederzeit möglich sind, glauben wir, dass Tata Motors das Schlimmste hinter sich hat.
Risikobewusste Anleger steigen mit Stopp bei 7,70 Euro ein.
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