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Vietnam – Profiteur des Handelsstreits

Das südostasiatische Land weiß den Handelskrieg für sich zu nutzen, auch wenn die Agrarproduktion zuletzt unter Druck stand.
Das südostasiatische Land weiß den Handelskrieg für sich zu nutzen, auch wenn die Agrarproduktion zuletzt unter Druck stand. © CC0

Vietnam hält seine Spitzenposition im Wachstumsranking der asiatischen EM. Das 1. Hj. brachte offiziell 6,8% Wachstum, obwohl das Land mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. So brachen über die noch immer beachtliche Agrarproduktion mehrere Plagen herein – von einer Dürre, die neben dem Ackerbau auch die Fischzucht traf, bis zum Ausbruch der Schweinepest.

Derweil kam vor allem die verarbeitende Industrie voran. Vietnam profitiert hier vom US-chinesischen Handelskonflikt, sowohl durch Produktionsverlagerungen aus China heraus als auch der Umorientierung der US-Nachfrage von China weg hin zu „sicheren“ Lieferanten. Die Stellung der USA als wichtigster Exportmarkt wurde dabei untermauert, das Volumen stieg im 1. Hj. dank dieser besonderen Konstellation um 28%.

Diese positiven Trends schlagen sich auch im Wachstums-ausblick nieder. Der IWF setzt für 2019/20 in seinem aktuellen Ausblick je 6,5% reales Wachstum an. Die renommierte ADB ist in ihrem fast zeitgleich erschienenen Ausblick noch ein bisschen optimistischer und erwartet 6,8 und 6,7%. Den Unterschied dürfte die politische Brille machen. Der IWF bewertet Abweichungen von der reinen Lehre der Marktwirtschaft kritischer als die eher an den regionalen Gegebenheiten orientierte ADB.

In jedem Falle steht unterm Strich, dass sich Vietnams Wirtschaft mit beachtlichen Wachstumsraten, einer überschaubaren, kontrollierten Inflation (um 3,5%) und einem leichten Überschuss der Leistungsbilanz (um 1% vom BIP) auf einem stabilen Pfad bewegt. Solch ein Schub lockt natürlich auch weiter ausländische Investoren an, die für unverändert stark wachsende Direktinvestitionen sorgen. Diese stiegen allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres von einem ohnehin hohen Niveau aus um 27% zum Vj., die Direktinvestitionen erreichten per 2018 rd. 6,5% vom BIP oder rd. 241 Mrd. US-Dollar. Die neue Welle der Zuflüsse kommt aus Festland-China, die damit die bisher dominierenden Investoren aus Südkorea und Singapur klar in den Schatten stellen.

Der positive Trend ist somit klar erkennbar. Hinzu kommt aus Investorensicht, dass Vietnams Führung klug genug ist, die Wechselkursrisiken einzudämmen, die sich aus einer ungebremsten Dollarisierung ergeben. Sie hat für die privaten Haushalte und Unternehmen den Zugang zu Währungskrediten im Laufe des Jahres eng begrenzt. Zunächst durch Beschränkungen bei den kurzen Laufzeiten (Handelsfinanzierung) und jüngst auch bei der langfristigen Investitionsfinanzierung. Das Motiv dafür dürfte zwar das generelle Bestreben der Regierung sein, die Kapitalflüsse zu kontrollieren und zu steuern. Den positiven Effekt beeinträchtigt das aber nicht.

Natürlich bleibt das Land nicht unberührt von den globalen Belastungen. Die Notenbank wird wahrscheinlich in den nächsten Monaten mit einer Zinssenkung dagegen halten, weil ein stabiler Dong und günstige Inflationstrends Raum dazu geben.

In jedem Falle präsentiert sich Vietnam als attraktives Investmentziel. Der von uns schon vorgestellte Investmentfonds Lumen Vietnam (LI0148578169) hat allein seit Anfang Juli rd. 10% zugelegt, wir erwarten mehr.

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