Märkte

Japan – Kleine Chance auf nachhaltige Änderungen

_ Die japanische Wirtschaft ist im Q2 mit annualisiert 1,9% stärker gewachsen als erwartet. Nach der ersten Schätzung im August war als vorläufiger Wert 1,3% veröffentlicht worden. Die maßgebliche Verbesserung findet sich bei den Investitionen der Unternehmen, die um 2,3% zum Vorquartal statt der zunächst angesetzten 1,7% zulegten. Das reichte, um schwächere Ausgaben der privaten und öffentlichen Haushalte auszugleichen. Indes zeigen aktuelle Daten, dass sich die Erholung schon wieder abschwächt. So deuten die Einkaufsmanager-Indizes ziemlich nachdrücklich auf Kontraktion: Der Gesamtindex fiel per August auf 45,5 Punkte nach schon schwachen 48,8 Punkten per Juli.

Die Schwäche geht von der Binnenwirtschaft aus. Die stärker auf Heimatmärkte orientierte Dienstleistungsbranche liefert ein deutlich schwächeres Bild ab als die exportorientierte verarbeitende Industrie, was sich dann auch in den Investitionen niederschlägt, deren Dynamik vom Export der Industrieunternehmen bestimmt werden. Einmal mehr wird damit deutlich, dass der Kern von Japans Problemen in der Demografie steckt, die den Unternehmen zwei zentrale Signale sendet: Schrumpfende Bevölkerung bedeutet schrumpfende Nachfrage der Konsumenten und gleichzeitig ein rückläufiges Angebot an neuen Arbeitskräften. Selbst wenn die Trendwende heute eingeleitet werden würde, wäre Geduld über viele Jahre vonnöten, bis der demografische Trendwechsel auf dem Arbeitsmarkt ankommt. Kurzfristig ließe sich daran nur etwas über eine verstärkte Zuwanderung ändern, was aber in Japan als politisch extrem heikel gilt. Allein die Tatsache, dass die AfD diese Krise als „japanisches Modell“ nach Deutschland importieren will (so auf dem jüngsten Parteitag in Dresden formell beschlossen), zeigt deutlich, vor welchen Problemen Japan steht.

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