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Malaysia – Die Erholung wird woanders stattfinden

Die stabileren IWF-Aussichten machen die Regierungsarbeit in Kuala Lumpur nur bedingt leichter.
Die stabileren IWF-Aussichten machen die Regierungsarbeit in Kuala Lumpur nur bedingt leichter. © CC0

_ Die neue Regierung unter Premierminister Ismail Sabri Yaakob von der langzeitregierenden UMNO setzt unverdrossen auf ethnische Spaltung des Landes zugunsten der malaiischen Mehrheit. Hintergrund ist offenbar das Ziel, von der monströsen Korruption des früheren UMNO-Führers und ex-Regierungschef Najib Razak abzulenken.

Dessen Verurteilung zu zwölf Jahren Haft wegen Korruption, Betrugs und Geldwäsche wurde gerade bestätigt. Er bleibt allerdings gegen Kaution auf freiem Fuß, obwohl er schon einmal versucht hat zu flüchten. Weitere Privilegien für die ethnischen Malaien sollen die Mehrheit sichern. Konkret werden jetzt auch alle Speditionen sowie klein- und mittelständige Unternehmen verschiedener Branchen dazu gezwungen, 51% ihres Eigenkapitals an sogenannte Bumiputeras – offiziell: einheimische ethnische Gruppen; gemeint: ethnische Malaien – zu verkaufen.

Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Wichtige Unternehmen aller Branchen wandern ab. Es beginnt beim einheimischen Zuckerkönig Robert Kuok über die einheimische Air Asia bis hin zur Reederei Liberty Shipping. Die meisten zieht es ins benachbarte Singapur. Hyundai schloss seine Asien-Pazifik-Zentrale in Malaysia und verlegte sie nach Indonesien. Der Einzelhändler Tesco verließ das Land ebenso wie das Global Delivery Center von IBM. Der malaysische Fahr-Dienst Grab hat seinen Hauptsitz nach Singapur verlegt. Zu den anderen malaysischen High-Tech-Unternehmen, die sich für eine Gründung außerhalb des Landes entschieden haben, gehören Coin Gecko, eine Plattform für den Vergleich von Kryptowährungen, und die Banking-App BigPay. Gleichzeitig stoppte eine Reihe innovativer multinationaler Unternehmen ihre Ansiedlungspläne, so Google, Amazon, Uber Technologies, Allianz, Vodafone Group, Akzo Nobel oder zuletzt auch Zoom Video Communications.

Die Politik der Privilegien für die malaiische Mehrheit begann 1971 nach katastrophalen Rassenunruhen gegen chinesisch- und indischstämmige Minderheiten. Sie hat den ethnischen Malaien (etwa 70% der Bevölkerung) enorme Privilegien eingeräumt. Durch die nachfolgende Korruption hat sich eine malaiische Oberschicht gebildet, die letztlich von der Rolle als Strohmann und Empfängers leistungsfreier Renten von den Privilegien zugunsten der malaiischen Mehrheit lebt. Die leistungsfähigen und -bereiten Köpfe wanderten dagegen ins Ausland ab, sodass sich die einheimische Wirtschaft immer stärker auf Rohstoffe konzentrierte.

Malaysia wird bei der kommenden Erholung von der Corona-Krise stark benachteiligt sein, wenn das Land nicht über einheimische Innovationen verfügt, die internationale Hightech-Investitionen anziehen. Gleichzeitig sind die Infrastruktur und die Kostenbasis von Malaysia im Vergleich zu anderen Standorten wie Thailand, Vietnam und Indonesien unattraktiv.

Die Erholung wird also ohne Malaysia stattfinden. Das Land sollte daher deutlich untergewichtet sein.

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