Brasilien – Erholung der Wirtschaft in Gefahr
Brasiliens Wirtschaft hatte den neuen Präsidenten Jair Bolsonaro begeistert begrüßt. Mittlerweile hat sich die Stimmung eingetrübt, wie die Daten der Notenbank zeigen. Der neue Zentralbankchef Roberto Campos Neto gab die Wachstumsprognose im Rahmen seines jüngsten Inflationsausblicks bekannt: nur noch 2% BIP-Anstieg statt 2,4% fürs laufende Jahr. Die von den Währungshütern genannten Ursachen dürfte dem Rechtsaußen Bolsonaro nicht gefallen haben. Neben dem Verweis auf die Abkühlung der globalen Konjunktur hoben sie auch die innenpolitischen Spannungen hervor, weil damit die notwendigen Reformen ins Stocken geraten seien.
Hier schlägt durch, dass der Rechtspopulist Bolsonaro keine parlamentarische Mehrheit hinter sich hat, sondern seine Macht eben nur aus der Direktwahl als Präsident bezieht. Die Folge: Die längst überfällige Reform des Rentensystems, an der schon Dilma Rousseff und Michel Temer, zwei Vorgänger mit großer parlamentarischer Erfahrung, gescheitert sind, dürfte wohl auch von Bolsonaro nicht zu schaffen sein. Er hat bereits für eine so scharfe Polarisierung gesorgt, die die notwendigen Kompromisse unwahrscheinlich macht. Hier schlägt seine im Wahlkampf erfolgreiche Strategie in ihr größtes Manko um: Praktische Politik ist mit diesen Mitteln schwer durchsetzbar.
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