Wikifolio

Die etwas andere Erfolgsstrategie

Vor zwei Monaten haben wir das im März 2015 eröffnete wikifolio EventTrader von Andreas Haase in unser Dachwikifolio aufgenommen. Der Vollzeit-Trader überzeugte bislang durch eine relativ stetige Performance (48% seit dem Start) sowie moderate Schwankungen (max. Drawdown von gut 6%).

Gelungen ist ihm das durch eine spezielle Art des „Event-orientierten Tradings“. Bei den ausgewählten Events handelt es sich zumeist um Quartalsberichte. Aber auch Notenbanksitzungen, Konjunkturdaten oder politische Ereignisse gehören dazu. Wie genau er dabei vorgeht, hat der Trader uns auf Anfrage verraten: „Auf der Basis von historischen Kursreaktionen suche ich passende Hebelprodukte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Gewinn von über 100% generieren, wenn die Richtung getroffen wird und das Ausmaß der Bewegung den erwarteten bzw. durchschnittlichen Wert erreicht. Da der mögliche Verlust je Trade auf den Einsatz (max. 1% des Depotvolumens) begrenzt ist, ergibt sich ein ‚Mehrwert‘ der erfolgreichen Trades gegenüber den Verlusttrades“.

Auf den ersten Blick sicher überraschend ist, dass die Frage „Long“ oder „Short“ lediglich von der Auswahl der angebotenen Produkte abhängig ist: „Zu den meisten Events und vor allem Quartalsberichten habe ich keine Richtungsmeinung und entscheide mich für die Seite mit dem ‚explosiveren Material‘, das heißt für ein Hebelprodukt, welches im Erfolgsfall mit der größten Wahrscheinlichkeit einen Gewinn > 100% generiert“. Bei der Suche nach dem passenden Wertpapier setzt Haase die historischen Kursreaktionen/Bewegungsdaten in Beziehung zu den Kennzahlen der Hebelprodukte. Die Käufe erfolgen bei Quartalszahlen zumeist am späten Nachmittag und die Verkäufe am nächsten Morgen nach Veröffentlichung der Ergebnisse. Bei Konjunkturdaten etc. sind auch Intraday-Trades möglich. Transaktionen finden allerdings immer nur dann statt, wenn das Event „vermutlich eine erhebliche Auswirkung“ auf den gewählten Basiswert haben wird. Dafür analysiert der Statistikfreak im Vorfeld stets die Bewegungsdurchschnitte zu den letzten Events dieser Art. Diese strukturierte Vorgehensweise mit fest definiertem Regelwerk wendet Haase schon seit ca. zehn Jahren an. Über Börsenerfahrung verfügt er seit Anfang der 90er Jahre.

Der bislang letzte Trade im wikifolio liegt rund vier Wochen zurück (die Frequenz wird sich jetzt mit dem Start der Bilanzsaison wieder erhöhen) und dient als Beispiel dafür, dass manchmal auch „stellvertretende Basiswerte“ gehandelt werden. Am 6. September kaufte Haase kurz vor den US-Arbeitsmarktdaten einen Turbo-Call auf die Aktie des Goldminenbetreibers Barrick Gold („Gedankenkette Arbeitsmarktdaten-Kursreaktion, Gold-Kursreaktion, Reaktion der Barrick-Aktie“). Bei einem Kurs von gerade mal 8 Cent bei dem schein notierte die Aktie beim Einstieg nur knapp über der Knock-out-Marke. Dadurch hatte der Schein einen sehr hohen Hebel. Weil die Aktie nach den Zahlen kurzzeitig anzog, konnte der Trader innerhalb von nicht einmal zwei Stunden einen Gewinn von 505% einsacken. Und das bei einer Aktie, deren kurzfristiger Trend in dieser Phase fast nur abwärts gerichtet war. Aber das spielt hier eben überhaupt keine Rolle.

Im Schnitt liegen die Ergebnisse in der Kategorie „Gewinne über 100%“ bei rund 160%, was bei einer langfristigen Trefferquote von ca. 50% unter dem Strich zu einer positiven Wertentwicklung führt. Große Sprünge sollten Investoren bei dem wikifolio nicht erwarten, dafür aber eine solide Performance bei überschaubarer Volatilität. „Meine Zufriedenheitsschwelle überschreite ich, wenn die durchschnittliche Performance pro Jahr oberhalb von 10 Prozent liegt“, sagt der Trader. Wir sehen das wikifolio als gute Beimischung für unser Dachwikifolio, weil mit dieser etwas anderen Strategie auch in turbulenten Börsenphasen positive Erträge möglich sind und viel Wert auf Risikominimierung gelegt wird.

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