Einzelhandel – Rendite-Hunger trifft auf Inflation
Der Einzelhandel steckt im Spannungsfeld steigender Inflation und niedriger Margen. Höhere Preisforderungen seitens der Lebensmittelhersteller wegen gestiegener Rohstoff- und Energiekosten dämpfen die ohnehin niedrigen operativen Gewinnmargen der Supermarktketten. Zudem verstärken Preiskämpfe unter den Handelsketten den Margendruck. Wir haben drei lokale Marktführer unter die Lupe genommen.
Walmart blickt auf ein erfolgreiches Gj. 2021/22 (per 31.1.) zurück. Die Niedrigpreisstrategie des US-Branchenprimus kam bei Verbrauchern besonders gut an, weshalb der Umsatz währungsbereinigt zwar nur um 1,6% auf 568,2 Mrd. US-Dollar stieg. Trotz des herausfordernden Umfelds gelang es Walmart aber, die EBIT-Marge überproportional von 4,1 auf 4,5% zu erhöhen – ein klares Zeichen von Stärke und ein Beweis dafür, dass das Unternehmen mit einem US-Marktanteil von rd. 10% seiner Konkurrenz voraus ist. Grund hierfür war u. a., dass der Händler zwei Drittel seiner Produkte aus den USA bezieht, weshalb er mit weniger Einschränkungen im Zuge der Lieferketten-Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Geht es nach dem Marktkonsens, soll die Profitabilität in diesem Jahr weiter auf 4,6% klettern. Neben dem krisenresistenten Geschäftsmodell gefallen uns die geringe Verschuldungsquote, zweistellige Kapitalrenditen (ROCE: 15%) sowie ein erwartetes EPS-Wachstum von jährlich 18% bis 2024. Mit einem 2022er-KGV von 19 notiert die NYSE-Aktie (135,26 Dollar; US9311421039) unter ihrem historischen Durchschnitt (5 Jahre: 22).
Wir stufen Walmart von Halten auf Kaufen hoch. Stopp weiterhin bei 108,00 Dollar.
Ahold Delhaize zeichnet sich in unserem Peergroup-Vergleich durch die höchsten Umsatzwachstumsraten aus. Rd. 6% p. a. legten die Niederländer in den vergangenen drei Jahren im Schnitt zu. Zudem überzeugte der Lebensmittelhändler zwischen 2017 bis 2020 mit sich stetig verbessernden EBIT-Margen, ehe im Gj. 2021 u. a. höhere Investitionen in den Ausbau der E-Commerce-Plattform bol.de die Profitabilität belasteten. Die EBIT-Marge sank von 4,8 auf 4,4% – Tendenz weiter fallend, weshalb das EPS bis 2024 nur noch um 4% p. a. zulegen soll, nachdem es in den vergangenen drei Jahren noch jährlich 13% gewachsen ist. Mit einem 2022er-KGV von 12 (5 Jahre: 22) ist die Aktie (26,51 Euro; NL0011794037) günstig.
Wegen der Nähe zum Stopp bei 24,60 Euro stufen wir Ahold Delhaize aber vorerst auf Halten ab.
Rückenwind genießt hingegen derzeit Carrefour. Die Franzosen erhöhten im Gj. 2021 den Umsatz auf 81,3 Mrd. Euro (+2,3%). Die operative Gewinnmarge lag wie im Vj. bei 3,1%. Das bereinigte EPS verbesserte sich von 1,26 auf 1,47 Euro. Gut gefällt uns zudem, dass das französische Schwergewicht den freien Barmittelzufluss auf 1,228 Mrd. Euro (+16%) verbessern konnte. Die freie Cashflow-Rendite (FCF je Aktie/aktueller Aktienkurs) liegt für 2022 bei attraktiven 10,2% und Carrefour (18,08 Euro; FR0000120172) schneidet damit in unserem Sektorüberblick am besten ab. Zudem ist das 2022er-KGV von 11 am günstigsten.
Carrefour bleibt ein Kauf. Stopp bei 13,00 Euro.
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