Marktausblick

Zinswende – US-Banken profitieren schon 2022

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In den USA wird schon fleißig über Zahl und Höhe der Zinsschritte der Fed in diesem Jahr diskutiert; in Europa sind zumindest die Marktzinsen wieder positiv, ein erster EZB-Schritt Ende 2022 ist nicht ausgeschlossen. Profitieren die Banken dieser Welt von steigenden Zinsen?

Ja und Nein. Mit der Zinsmarge zwischen Einlage und Kredit lässt sich bei höheren Zinsen wieder mehr Geld verdienen. Andererseits belasten höhere Zinsen Unternehmen, Immobilienbesitzer und Konsumenten. Mehr Pleiten und Insolvenzen bedeuten aber auch eine höhere Kreditvorsorge der Finanzinstitute. Wir haben den Blick über die Regionen schweifen lassen.

JP Morgan spielt in der Champions League der Banken. In den USA ist die Zinswende greifbar, was sich ab 2022 bei den Einnahmen bemerkbar machen wird: Das erwartete jährliche Erlöswachstum von 4% bis 2023 wird im Wesentlichen vom besseren Zinsgeschäft gespeist: Lagen hier die Einnahmen in den vergangenen drei Jahren stets um 4% unter Vj., so sind ab 2022 8 bis 9% höhere Zinserträge pro Jahr möglich.

Gepaart wird das mit einer sehr soliden Finanzausstattung, auch wenn Konzernchef Jamie Dimon im Schnitt der vergangenen drei Quartale jeweils rd. 1,6 Mrd. US-Dollar an Kreditvorsorge aufgelöst hat. Die Rendite aufs materielle Eigenkapital (RoTE) lag 2021 ex Risikovorsorge bei 19%, das harte Eigenkapital nach Basel III bei soliden 13,0%. Die NYSE-Aktie (152,97 Dollar; US46625H1005) besticht durch ein jährliches Gewinnwachstum von 16% bis 2023 und ist mit einem ansprechenden 2022er-KGV von 14 (historischer Schnitt: 13) auch nicht zu teuer bewertet.

JP Morgan bleibt unser Banken-Favorit. Stopp weiter bei 118,90 Dollar.

Bei BNP Paribas hatten wir in PB v. 19.10.20 zum Einstieg geraten und liegen seither rd. 90% im Gewinn, weil sich die Ertragslage bei sinkenden Kosten sukzessive verbessert hat. Die EZB wird auf Sicht noch nicht helfen: Bei den Zinserträgen deuten sich zwei weitere maue Jahre an. Der Erlösanstieg muss weiter aus dem Handels- und Provisionsgeschäft kommen und von Kostendisziplin begleitet werden.

Dennoch stimmen die Aussichten: Bei der Euronext-Aktie (62,13 Euro; FR0000131104) kalkulieren Analysten mit einem jährlichen Gewinnwachstum von 5% bis 2023. Das 2022er-KGV von 8 liegt leicht unter dem historischen Schnitt von 9, beim RoTE hat CEO Jean-Laurent Bonnafé 2021 mit 10% schon fast das 2025er-Ziel von „mehr als 11%“ erreicht. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing wird neidisch sein.

BNP Paribas bleibt ein Kauf. Stopp hoch auf 45,50 Euro.

Die Nürnberger Umweltbank hat sich mit grünen Krediten und ökologischen Fonds eine spannende Nische gesichert. Vorstandssprecher Jürgen Koppmann sehnt im PLATOW-Interview das Ende der EZB-Niedrigzinspolitik herbei. „Das würde unsere Bremse bei der Kundengewinnung sofort lösen.“ Denn derzeit werden Kundeneinlagen wegen der EZB-Strafzinsen nur begrenzt begrüßt in Nürnberg.
Das Wachstum überzeugt dennoch. Die Erlöse sollen bis 2023 laut Analysten um 16% p. a., der Gewinn je Aktie (17,25 Euro; DE0005570808) um 7% p. a. steigen. Die Rendite vor Steuern aufs Eigenkapital ist 2021 mit 12% genau auf Koppmanns Zielmarke gewesen. Die Kreditrisiken sind bei den Franken gering, die Basel III-Quote liegt bei stabilen 11,7%. Das 2022er-KGV von 26 (2021: im Schnitt 25) ist weiter interessant.

Wir stufen Umweltbank von Halten auf Kaufen hoch. Neuleser beachten den engen Stopp bei 15,50 Euro.

<p><strong>BNP Paribas</strong><br /><strong>JP Morgan</strong><br /><strong>Umweltbank</strong></p>

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