Versorger – Die einstmaligen Riesen auf Sinnsuche
Deutschlands Versorger müssen mit schwierigen Rahmenbedingungen fertigwerden. Der politisch gewollte Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft bringt hierzulande hohe Belastungen mit sich und hat dafür gesorgt, dass die einstigen Energieriesen im internationalen Vergleich abgehängt wurden (s. „Unsere Meinung“ auf S. 1). Dennoch kann ein Versorger die Stabilität des eigenen Aktiendepots erhöhen. Blind zugreifen sollten Anleger aber nicht.
Bei RWE lief es 2018 so schlecht wie erwartet. Wegen niedrigerer Strompreise und einer geringeren Stromerzeugung sank das bereinigte EBITDA um ein Viertel auf 1,5 Mrd. Euro. Auch 2019 soll es nicht viel besser werden: Das Jahr wurde von CEO Rolf Martin Schmitz zum „Übergangsjahr“ erklärt. Danach sollte die neue Struktur stehen und RWE sich mit Investitionen in erneuerbare Energien zur „RWE Renewable“ wandeln (s. PLATOW Brief v. 15.3.). Von daher lohnt sich bei der Aktie (22,36 Euro; DE000ENAG999), die sich seit unserer jüngsten Empfehlung aus PB v. 19.11.18 prächtig entwickelt hat, der Blick voraus: Das 2020er-KGV sehen wir bei attraktiven 11, wobei die angekündigt höhere 2018er-Dividende eine Rendite von 3,6% verspricht. RWE bleibt für uns erste Wahl. Auch Neuleser greifen zu. Neuer Stopp bei 16,95 Euro.
Auch bei E.ON steckt viel Hoffnungen auf die Zukunft in der Aktie (9,61 Euro; DE000ENAG999). Der geplante Umbau weg von der Energieerzeugung und hin zum Management von Netzen und dem Stromverkauf verspricht künftig ein stabiles Wachstum. Jährliche Zuwachsraten von 10% erscheinen möglich. Leider müssen vorher noch ein paar Baustellen aufgeräumt werden, die sich aus der Übernahme der Innogy-Geschäfte vom Konkurrenten RWE ergeben. Abschreibungen wegen des geplatzten Großbritanniengeschäfts und ein sehr verhaltener Ausblick von Innogy zeigen, dass E.ON-Chef Johannes Teyssen dabei noch viel Arbeit vor sich hat.
Operativ wurden 2018 die Ziele erreicht: Das bereinigte Ergebnis stieg um 5% auf 1,5 Mrd. Euro. Die Dividende klettert sogar um 50% auf 0,46 Euro (Rendite: 4,8%). Bei der Aktie, die wir im Dezember auf „Halten“ abgestuft hatten, wollen wir dennoch zunächst die Auflösung des „Innogy-Knotens“ sehen. Halten Sie Ihre E.ON-Bestände weiter. Stopp unverändert bei 7,30 Euro.
Einige der größten Baustellen hat die frühere E.ON-Tochter Uniper dagegen inzwischen beseitigt. So ist mit den für Sommer angekündigten Abgängen von CEO Klaus Schäfer und CFO Christopher Delbrück der Machtkampf zugunsten des neuen Großaktionärs Fortum entschieden (s. PLATOW Brief v. 13.3.). Die internen Querelen haben sich allerdings auf das operative Geschäft ausgewirkt, das EBIT ist 2018 um 22% auf 865 Mio. Euro eingebrochen. Ein neues Uniper-Management wäre aus unserer Sicht eventuell bereit, die russischen Wasserkraftwerke zu verkaufen. Danach könnte Fortum den Anteil auf über 50% aufstocken, was der Aktie (26,73 Euro; DE000UNSE018) weitere Klarheit brächte. Fundamental ist der Titel mit einem KGV von 22 aber teuer. Uniper bleibt daher eine „Halten“-Position. Stopp hoch auf 21,25 Euro.
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