Zinskurve – Achtung, Warnsignal?
Wochenlang schwebte die zunehmend flacher werdende Zinsstrukturkurve wie ein Damoklesschwert über den Markt. Am Ende der Vorwoche invertierte sie schließlich erstmals seit zweieinhalb Jahren. Historisch gesehen ist eine Anleihekurve, bei der die kurzlaufenden zweijährigen US-Staatsanleihen höhere Kapitalmarktzinsen abwerfen als die langlaufenden zehnjährigen US-Treasuries, ein verlässlicher Frühindikator für einen drohenden Wirtschaftsabschwung in den USA gewesen:
Seit 1955 ging jeder der zehn Rezessionen eine inverse Zinskurve voraus. Doch trotz dieser bemerkenswerten Trefferquote lässt sich nicht exakt vorhersagen, wann genau danach die Wirtschaft sich abkühlen wird. Zudem zeigt der Blick in den Rückspiegel, dass die ersten Monate nach dem Auftreten der inversen Zinskurve Anlegern sogar ein attraktives Einstiegsfenster für Aktien eröffnet haben.
So legte der DAX vor dem coronabedingten Einbruch bis Februar 2020 eine steile Kursperformance von rd. 18% hin, nachdem die Zinskurve im August 2019 erstmalig invertierte. Die Abkühlung im preisbereinigten BIP (2020: -4,6%) spiegelte sich erst Monate später wider. Die Rally vor der Finanzkrise dauerte gar 24 Monate: Zwischen Dezember 2005 und 2007 legte der Leitindex um satte 55% zu. Im Anschluss schrumpfte die Wirtschaftsleistung 2009 um 5,7%. Vor dem Platzen der Dotcom-Blase invertierte die Zinskurve sogar zwei Mal: Im Mai 1998, was sich als eines von historisch zwei Fehlsignalen herausstellte, sowie im Januar 2000. Bis zum März 2000 stieg der DAX um 15%, ehe er einbrach und das BIP erst 2002 um 0,2% und 2003 um 0,7% schrumpfte.
Ergo: Eine inverse Zinskurve ist ein recht zuverlässiger, aber auch stark vorlaufender Indikator. Aktien von Unternehmen mit resilienten Geschäftsmodellen, einer starken Marktstellung und attraktiver Bewertung haben auch jetzt noch Platz in unserem Musterdepot.
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