Daimler-Chef Zetsche – Gerade noch rechtzeitig aus Schusslinie gebracht

Als Dieter Zetsche vor gut drei Wochen seinen vorzeitigen Rückzug vom Daimler-Chefposten ankündigte, war zumindest für Außenstehende noch nicht zu ahnen, dass den Stuttgarter Premium-Hersteller schon bald die nächste Hiobsbotschaft ereilt. Am Freitag musste Daimler abermals seine Ergebnisprognose für 2018 nach unten korrigieren. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr.

Im Juni musste noch der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China als Begründung für die Gewinnkorrektur herhalten, diesmal sind es vor allem die hohen Kosten des Diesel-Desasters, die Daimler einen Strich durch die Ergebnisrechnung machen. Zudem haben die Sparten Vans und Buses mit Auslieferungsverzögerungen bzw. sinkender Nachfrage zu kämpfen. Auch das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum umstrittenen Kältemittel R134a hinterlässt Spuren in der Daimler-Bilanz. Für mögliche Umrüstungen von betroffenen Fahrzeugen mussten die Stuttgarter zusätzliche Risikovorsorge bilden. Im dritten Quartal führt das alles zusammen zu einem Rückgang des Konzern-EBIT auf 2,49 Mrd. Euro nach 3,4 Mrd. Euro im Vorjahr. Das ist deutlich unter den Markterwartungen. Für das Gesamtjahr erwartet Daimler nunmehr ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern deutlich unter Vorjahresniveau. Die Daimler-Aktie gab daraufhin in der Spitze um fast 7% nach, konnte sich im weiteren Verlauf allerdings wieder etwas erholen. Für Zetsche ist die erneute Gewinnwarnung zwar misslich, Rücktrittsforderungen muss er aber wohl nicht fürchten. Auch mit Blick auf seine Pläne, 2021 an die Spitze des Daimler-Aufsichtsrats zu rücken, erweist sich das Timing von Zetsches Rückzugsankündigung als glücklich gewählt. Nach zwei Gewinnwarnungen wäre es für den Aufsichtsrat sicher deutlich schwieriger geworden, den Investoren Zetsche als künftigen AR-Chef zu vermitteln. Schneller als erwartet dürften sich nun allerdings die Augen auf Zetsches designierten Nachfolger Ola Källenius richten, der im Mai 2019 das Daimler-Ruder übernehmen soll. Der Schwede gilt als Hoffnungsträger, der die angekratzte Reputation der Stuttgarter wieder aufpolieren und die geplante neue Konzernstruktur umsetzen muss. Unter einem gemeinsamen Holding-Dach sollen die rechtlich eigenständigen Sparten Pkw und Transporter, Trucks und Busse sowie Finanzdienstleistungen künftig mehr Beinfreiheit bekommen.

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