Bankensektor

Credit Suisse – Radikalkur mit Rückenwind

_ Der Aufschrei in der Schweiz war erwartungsgemäß groß. Im Rahmen einer 4 Mrd. CHF-Kapitalerhöhung, was fast der Hälfte der erodierenden Marktkapitalisierung entspricht, steigt die Saudi National Bank mit 9,9% bei Credit Suisse ein. Vom Ausverkauf der einstigen Finanzplatzikone nach Saudi Arabien, wo bereits weitere 5% der Anteile liegen, ist die Rede. Dass arabische Investoren ihr Geld langfristig anlegen und sich auch dank besonders aufmerksamer Aufsichtsbehörden meist wenig einmischen, wird dabei übersehen. Auch die Deutsche Bank rief 2014 die Scheichs zu Hilfe, als niemand sonst Geld geben wollte. Katar hält immer noch 6%, obwohl sich das Investment seither im Wert fast gedrittelt hat.

Nicht ausgeschlossen, dass die Saudis einen besseren Riecher für Turnaround-Stories haben als die Nachbarn aus Katar.  So ist der Plan, den VR-Präsident Ulrich Körner und CEO Axel Lehmann gestern vorgelegt haben, eine in Teilen sogar noch konsequentere Kopie dessen, was die UBS 2012 vorgelegt und seither erfolgreich umgesetzt hat: RWA-Reduzierung durch Asset-Verkauf an Apollo und Pimco sowie Ausgliederung in eine Bad Bank, 15% Kostensenkung sowie die Abspaltung der Investmentbank in 2025, wobei die Details hier offen sind. Die CS-Aktie verlor dennoch (anders als das Papier der Deutschen Bank nach Bekanntgabe der Umbau-Details 2019) gestern satte 16%. Geschuldet ist dies der Verwässerung des Aktionariats und auch der Enttäuschung über die Geschäfts-entwicklung im Q3. Insbesondere die 13 Mrd. CHF Mittelabflüsse im Wealth Management machen Anlegern Sorgen. Sollte der Aderlass in der Kernsparte nicht gestoppt werden, sind alle Sanierungspläne Makulatur. Lehmann und Körner, die beide die UBS-Sanierung aus nächster Nähe begleitet hatten, sind sich indes sicher, dass der Grund für den Mittelabfluss  nur in den Gerüchten und der Unruhe der letzten Monate zu suchen ist. Mit 340 Mio. CHF v. St. war der Verlust der CS im Q3 dank des starken Heimatmarkts zudem überschaubar und wird auch im Q4 kaum darüber liegen.

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