Proteste

Hongkong – Umgang mit Firmen „hochgradig besorgniserregend“

Max Zenglein: Leiter des Programms Wirtschaft am MERICS-Institut in Berlin
Max Zenglein: Leiter des Programms Wirtschaft am MERICS-Institut in Berlin

Ein Ende der Bürgerproteste in Hongkong ist nicht in Sicht. Während sich der Kapitalmarkt zu Recht Sorgen um den Finanzplatz Hongkong macht, der an Bedeutung verlieren könnte, ist die Sicht auf den Unternehmensstandort Hongkong eine etwas andere.

Trotz der Proteste liegt die Geschäftstätigkeit vor Ort nicht danieder. Deutsche Unternehmen etwa agieren vorerst abwartend. Derzeit besteht kein akuter Handlungsbedarf. Hongkong ist (noch) kein Risikostandort. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse von Max Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft am Merics-Institut in Berlin.

Der Wirtschaftsexperte war Anfang vergangener Woche für einige Tage in der chinesischen Sonderverwaltungszone und hat sich vor Ort ein Bild über die Auswirkungen der Proteste auf die Wirtschaft und Hongkong als Finanzplatz gemacht. „Es herrscht in vielen Unternehmen ein Klima der Angst“, berichtet uns Zenglein. Trotzdem sieht er grundlegende Unterschiede und differenziert. Für das China-Geschäft ausländischer Unternehmen ist Hongkong nicht mehr zwingend notwendig.

Viele chinesische Unternehmen dagegen, die sich gerade internationalisieren, brauchen Hongkong jetzt mehr denn je als Brückenkopf zu den globalen Kapitalmärkten. Denn innerhalb Chinas herrschen strikte Kapitalverkehrskontrollen. Für deutsche und andere Unternehmen rechnet der China-Experte, dass diese sich mittelfristig mit operativen Anpassungen sowie mit Notfallplänen für den Fall einer weiteren Eskalation befassen werden.

Für „hochgradig besorgniserregend“ hält Merics-Experte Zenglein indes den Umgang der Regierung in Peking mit den chinesischen und ausländischen Unternehmen und nennt ein konkretes Beispiel: Dass China internationale Unternehmen unter Druck setzt, schikaniert und die Freizeitaktivitäten deren Mitarbeiter zu disziplinieren versucht, sollte von allen ausländischen Firmen im China-Geschäft mit Sorge beobachtet werden.

Das Vorgehen gegenüber Schlüsselunternehmen wie z. B. der Airline Cathay Pacific habe hier immense und wohl auch beabsichtigte Signalwirkung. Mit Spannung wird nicht nur aus Sicht der deutschen Wirtschaft die bevorstehende China-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet. Auch Hongkong will von der Kanzlerin klare Worte hören.

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