Windkraft – Ausbau an Land braucht noch sehr viel mehr Puste
Optimismus kehrt zurück _ Es klingt nach Leierkasten: Der Ausbau der Windkraft in Deutschland kommt mit dem Tempo der Politik nicht nach. Während auf hoher See dieses Jahr kein einziges Windrad hinzukommen wird und die Nordsee-Anlagen im 1. Hj. zudem mit Windflaute zu kämpfen hatten, übt sich die zuletzt gebeutelte Onshore-Branche in Zweckoptimismus.
Immerhin besser als 2019, dem schlechtesten Jahr seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2000, laufe es inzwischen wieder, atmen die den Branchenverbände BWE und VDMA Power Systems auf.
Für das 1. Hj. 2021 heißt besser 240 neue Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 971 Megawatt. Das sei ein Plus zum Vj.-Zeitraum von 62% und bereits mehr, als 2019 im ganzen Jahr zugebaut wurde, betonen die Windexperten auf ihrer Online-PK. Abzüglich der 135 abgebauten alten Windräder beträgt der Netto-Zubau jedoch nur 831 MW. Somit ist nicht mal die halbe Strecke des für dieses Jahr geplanten Zubaus von 2,2 bis 2,4 Gigawatt Leistung geschafft. Verglichen mit den starken Jahren 2014 bis 2017 und einem Zubau zwischen 3,5 und 4,9 GW/Jahr ist dieser Vorhaben nicht einmal ambitioniert.
Auch BWE-Präsident Hermann Albers weiß, dass es noch viel braucht, um auf die 5 GW-Leistungen zu kommen, die bis 2030 jährlich erforderlich werden, um Brüssels Klimapläne zu wuppen. Das jetzige Tempo reicht nicht, so das Fazit der Onshore-Experten zur Hj.-Bilanz. Dennoch überwiegt bei Albers und Matthias Zelinger vom VDMA PS die Zuversicht, dass es bergauf für die Branche geht. Die Talsohle bei Onshore sei durchschritten, sagen sie.
Gerade in den vergangenen zwei Jahren habe die Politik viel erkannt. Doppelt so viel Anstrengung wird es aber weiterhin erfordern, damit die Klimawende glückt. 4,8 GW genehmigte, aber noch nicht umgesetzte Kapazitäten sieht Albers als Chance. Er ist überzeugt, dass Repowering und der Netto-Zubau politisch stärker in den Fokus rücken werden. Sorgen macht ihm indes der Süden, wo der Zubau extrem stockt, obwohl der Bedarf an Erneuerbaren Energien durch die dortige (Auto-)Industrie bald hoch sein wird. Albers fordert „Ermöglichungspolitik“ auf allen Ebenen. Es müsse zügig entbürokratisiert und harmonisiert werde, sagt der BWE-Chef.
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