Einzelne Notenbanken stocken Goldreserven auf
China holt auf _ Deutschlands größtes Goldlager ist derzeit eine Baustelle. Der langjährige Sitz der Bundesbank im Frankfurter Stadtteil Bockenheim wird renoviert. Von außen deutet nichts darauf hin, dass hier in den Kellern Tausende Tonnen des Edelmetalls lagern – außer schwer bewaffnete Bundespolizisten, die patrouillieren. Die Bundesbank-Mitarbeiter haben den Standort bereits Ende 2021 verlassen.
Der Goldschatz soll allerdings dortbleiben, er lässt sich nicht einfach zu einem anderen Ort bringen. Insgesamt belaufen sich die Goldbestände der Bundesbank auf 3 365 Tonnen. Davon lagern 1 715 Tonnen in Frankfurt. Zum Vergleich: Das entspricht dem Gewicht von ungefähr 500 Elefanten. Mit ihrem Bestand liegt die Bundesbank weltweit auf Platz zwei.
Andere Länder wie China holen aber auf. Nach Daten des International Gold Council, einer Lobby-Organisation der Goldförderer, zählt die chinesische Notenbank zu den emsigsten Käufern. Von Jahresbeginn bis Juli hat sie ihren Bestand um 188 Tonnen aufgestockt. Dahinter steht das Ziel, die eigenen Reserven zu diversifizieren und unabhängiger vom Dollar zu werden. Auch die polnische Notenbank hat von April bis Juli 71 Tonnen zugekauft.
Aktuell ist das Edelmetall angesichts des Nahost-Konflikts und der Sorgen um die hohen Schulden in den USA auch bei anderen Anlegern gefragt. Mit einem Kurs von fast 1 900 Euro je Feinunze ist der Goldpreis nicht weit vom Allzeithoch entfernt. Anders als China hält die Bundesbank ihren Goldschatz seit Jahren praktisch konstant.
Große Teile davon stammen aus den Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Deutschland erzielte hohe Exportüberschüsse, die der Bundesbank viele US-Dollar einbrachten. Im damaligen Bretton-Woods-System fester Wechselkurse tauschte sie diese bei der US-Notenbank gegen Gold. Diese Praxis endete 1973, als das Bretton-Woods-System zusammenbrach. Lange lagerte der größte Teil des deutschen Goldes in New York. Erst ab 2013 verlagerte die Bundesbank die Reserven stärker nach Frankfurt.
Immer wieder sorgt das Gold für Kontroversen. Der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel wollte 1997 durchsetzen, dass die Bundesbank ihr Gold höher bewertet – und mehr Geld in den Haushalt ausschüttet. Die als „Operation Goldfinger“ titulierte Aktion scheiterte. Aktuell könnten die Goldreserven der Bundesbank bei einem anderen Problem helfen. Wegen der Zinswende drohen ihr Verluste. Der Bundesrechnungshof warnte bereits, dass sie eventuell negatives Eigenkapital ausweisen muss. Bei ihren Goldreserven hat die Bundesbank aber Bewertungsspielräume. Diese könnte sie nutzen, um ein solches Szenario zu verhindern. jam
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