Wohnungsbau – Es wird noch enger

Neubau-Planziel kaum mehr realisierbar _ Es ist immer wieder das alte Lied. Auch auf der Bauministerkonferenz (BMK) wurde der Titel zitiert, den Olaf Scholz immer dann erwähnt, wenn er unterstreichen will, wie sehr Staat und Gesellschaft in der Krise zusammenhalten – „You’ll Never Walk Alone“. Den versammelten Länderministern ging es dabei ums Wohngeld und um dessen Aufteilung zwischen Bund und Ländern. Bundesbauministerin Klara Geywitz blieb unverbindlich: Beide Seiten seien gefordert, ihren Teil beizutragen. Aber auch Geywitz brachte einen alten Schlager: Das Ziel von 400 000 neu gebauten, davon 100 000 geförderten Neubauwohnungen 2022 bleibe bestehen.
Ähnliches war zwar schon in den vergangenen Jahren immer wieder aus den Bauministerien zu hören gewesen, und so gut wie immer war das Ziel am Ende verfehlt worden. Die Kluft, die sich diesmal zwischen Plan und Wirklichkeit auftut, ist allerdings groß wie selten. Während die BMK ihre Ergebnisse verkündete, legte das Statistische Bundesamt die offiziellen Juli-Zahlen vor: 5,8% weniger Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe als im Vorjahresmonat, 11% weniger Umsatz. Das bisherige Problem endloser Auftragslisten bei fehlendem Nachschub verwandelt sich also gerade in einen wohl längeren Abschwung für die Branche.
Schon seit April, berichtet Felix Leiss vom ifo-Institut, seien „auffällig viele“ Bauprojekte storniert worden, aus den inzwischen sattsam bekannten Gründen. Die Kostenexplosion bei Baumaterial und Energie, der Zinsanstieg, aber auch eingeschränkte Fördermöglichkeiten hätten die Kalkulation vieler Bauherren belastet. Trotz immer noch voller Auftragsbücher greife in den Bauunternehmen inzwischen „die Angst um sich“; der ifo-Erwartungsindikator zeigte im August den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991 an. Zum Thema Förderung hatte auch die BMK einiges zu sagen: Steuererleichterungen, vergünstigte Kredite und Zuschüsse müssten künftig umfangreicher und zuverlässiger als bisher fließen, so die Minister.
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