Zentralbank

Neue EZB-Chefin Lagarde nimmt Regierungen in die Pflicht

Das Timing hätte für den Deutschen Fachverlag als Veranstalter des „Frankfurt European Banking Congress“ nicht besser sein können. Nur wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt nutzte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Bühne in der Alten Oper für ihren ersten öffentlichen Auftritt in neuer Funktion vor der von Deutsche Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Lenker Martin Zielke angeführten Frankfurter Banking Community. Wer jedoch, wie an dieser Stelle von ihrem Vorgänger Mario Draghi gewohnt, eine geldpolitische Grundsatzrede von der EZB-Chefin erwartet hatte, wurde enttäuscht.

Der Vortrag der ehemaligen IWF-Vorsteherin klang denn auch eher wie eine europapolitische Rede einer EU-Kommissionspräsidentin, was manche Zuhörer durchaus als erfrischend empfanden. Tatsächlich, so wird kolportiert, wäre Lagarde lieber an die Spitze der EU-Kommission gewechselt als zur EZB. Immerhin bestätigte Lagarde den aktuellen geldpolitischen Kurs der EZB, drängte aber sogleich die Regierungen der Eurozone, mehr für die Stärkung der Binnenkonjunktur zu tun. Auch Draghi mahnte die Fiskalpolitik stets, ihren Beitrag zur Förderung der Wachstumskräfte zu leisten. Doch bei Lagarde hörte sich die Forderung nach verstärkten staatlichen Investitionen in Bildung, Forschung und die Digitalisierung sehr viel dringlicher und konkreter an. Einer engen Kooperation von Geld- und Fiskalpolitik, wie sie einige Ökonomen in Europa lautstark fordern, redete Lagarde zwar nicht das Wort. Angesichts der Herausforderungen, mit denen die Geld- und Fiskalpolitik gleichermaßen konfrontiert sei, warb die EZB-Präsidentin für einen „neuen europäischen Politikmix“, zu dem auch die Geldpolitik gehört. Zudem stellte Lagarde ein baldige Überprüfung der EZB-Strategie in Aussicht.

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