Grüner Stahl – Große Hürden für kleinere Hütten
Pandemie macht alles noch schwerer _ Dekarbonisierung ist das Mammutprojekt der Stahlindustrie. Wasserstoff gilt hierbei als Hoffnungstechnologie für grünen Stahl. Mit Hochdruck mischen Thyssenkrupp und Salzgitter mit. Doch auch die Stahlkocher hinter den deutschen Vorzeigehütten haben den Megatrend auf dem Schirm, wie das Beispiel der Saar-Vertreter, Dillinger Hütte und Saarstahl, zeigt.
Unterm Dach der Stahl-Holding-Saar treibt hier der neue Vorstandschef Karl-Ulrich Köhler die CO2-neutrale Stahlerzeugung mit verschiedenen Projekten, darunter das Wasserstoff-Projekt H2SYNgas am Standort Dillingen, für das im März IPCEI-Förderung beantragt wurde, voran. Parallel laufen Machbarkeitsstudien zum kohlenstoffarmen Eisenschwamm in Kanada (mit Rio Tinto und Paul Wurth) und zu einer wasserstoffbasierten Direkt-Reduktions-Anlage in Frankreich (u. a. mit Liberty Steel). Technologisch sieht Köhler, der sich in der Stahlindustrie einen Namen als langjähriger Manager bei Thyssenkrupp und anschließend beim Konkurrenten Tata Steel Europe machte, seine Stahlkocher denn auch bereit und fähig für den sauberen Wandel. Doch die massiven Investitionen in die Dekarbonisierung sind im Saarland schlicht ohne Weiteres nicht zu stemmen, wie Köhler jetzt bei Vorlage der 2020er-Bilanzen einräumte.
Seit 2019 kämpfen beide Konzerne mit dem harten Umfeld (Protektionismus, Zölle, Überkapazitäten, Nachfragerückgang). Erhebliche Cost Cuttings sind nötig. Alleine 250 Mio. Euro sollen im Bereich Sach und Personal eingespart werden, etwa 1 500 Stellen werden gestrichen. Köhler macht hier Druck, denn Corona hat alles noch verschärft (Umsätze 2020: Saarstahl -23,7%, Dillinger -21,2%). Mit Kurzarbeit ging es durch die Pandemie. Nun regt sich für 2021 vorsichtiger Optimismus. Eine spürbar bessere Auftragslage zum Jahresstart lässt auf erholte Geschäfte und eine bessere Ertragssituation (EBIT 2020: Saarstahl -171,2 Mio. Euro, Dillinger: -192,8 Mio. Euro) hoffen, sofern die Kosten tatsächlich sinken. Bis das Umfeld eine wettbewerbsfähige CO2-neutrale Stahlproduktion zulässt, wird im Saarland eine verstärkte Minderungsstrategie gefahren, um die Effizienzgrenzen bei der Dekarbonisierung auf der bestehenden Hochofenroute zu verbessern.
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