Kirchenaustritte – Nur ein deutsches Problem
Die Deutschen sind kirchenmüde und nicht erst seit das Ausmaß und die unverzeihlichen Fehler bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche die Schlagzeilen bestimmen. So beliefen sich die Austritte bezogen auf beide christlichen Konfessionen in den vergangenen drei Jahrzehnten auf jährlich durchschnittlich 337 000, immerhin der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Bielefeld. Im letzten von der Statistik erfassten Jahr (2019) gab es sogar mehr als eine halbe Million Austritte aus beiden Kirchen zusammengenommen.
Seit den 1960er-Jahren ist der Anteil evangelischer Christen an der deutschen Gesamtbevölkerung rapide von 50,1 auf nur noch 24,9% geschrumpft, der Anteil der Katholiken nicht ganz so stark von 45,7 auf 27,2%. Bezeichnender Weise hat sich die in jüngster Zeit so unter Druck stehende katholische Kirche im Abschwung etwas besser gehalten als die evangelische, sodass heute ein größerer Bevölkerungsanteil auf sie entfällt. Allerdings würde eine Fortschreibung der Statistik über das letzte erfasste Jahr 2019 hinaus vermutlich zeigen, dass mehr Katholiken als Protestanten ihrer Kirche den Rücken kehren. Bereits 2019 waren mit 273 000 erstmals mehr Katholiken als Protestanten aus ihrer Kirche ausgetreten. Diese für beide christlichen Konfessionen in Deutschland bittere Statistik wird allseits beklagt und bringt die Kirchen über kurz oder lang auch wirtschaftlich in große Schwierigkeiten.
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