Weihnachtsstress – Alle Jahre früher

Nicht nur Handel rotiert _ In drei Monaten ist Weihnachten. Das mag für viele noch weit hin sein. Für jene, die besonders um die Feiertage ihr Geschäft machen, fängt das Schwitzen jetzt schon an. Das ifo-Institut warnt etwa vor Lieferengpässen. Händler befürchten zu wenig Ware im Weihnachtsgeschäft.
Auch Logistiker wie die Deutsche Post wären davon betroffen, verdienen sie doch am großen Paketaufkommen zu Weihnachten mit. Bliebe es aus, fielen auch ihre Umsätze geringer aus – was angesichts der üppigen Corona-Gewinne der Vorjahre hier wohl zu verschmerzen wäre. Andere sind nicht in so guter Ausgangslage.
Im aktuellen Konsumklimatief, das mehr Frust als Kauflust ausweist, wird es dieses Jahr spannend, wie viel beim Feiertagsshopping, das diesmal weit vor den Rabatttagen um Black Friday und Cyber Monday (25./28.11.) beginnen dürfte, noch zugegriffen werden kann. Fallen die Geschenkausgaben kleiner aus? Haben die Menschen noch das Geld um „Extras“ wie Weihnachtsdeko neu zu kaufen, wovon Saison-Hersteller wie die in Corona in die Insolvenz geratene Käthe Wohlfahrt leben? Wird womöglich beim Christbaum gespart, der nach wenigen Wochen ohnehin ausgemistet wird und als zusätzliche Lichtquelle in der Regel auch noch extra Strom frisst?
Damit wäre auch der Bogen zur den hohen Energiekosten gespannt, die überall massiv drücken. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund überlegt ernsthaft, die Weihnachtsbeleuchtung zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Der HDE sieht schon mehr als die Hälfte der Handelsunternehmen in Existenzgefahr und fordert neue Wirtschaftshilfen. Die Energiepreise seien seit Jahresbeginn in der Branche im Schnitt um knapp 150% gestiegenen, heißt es. Tegut-Chef Thomas Gutberlet wirbt daher für kürzere Öffnungszeiten, wie sie nur noch in Bayern und dem Saarland gängig sind.
Weniger im Geldbeutel und dann auch noch weniger Zeit, die Einkäufe zu tätigen – nach fröhlichem Vorweihnachtstreiben in den um Attraktivität buhlenden Innenstädten sieht das nicht aus. Zumal Corona nicht vorbei ist. Hinzu kommen die großen Sorgen des Handwerks, zu dem auch Bäckereien zählen, die uns an Weihnachten mit Plätzchen, Lebkuchen und allen anderen Leckereien versorgen. Fehlt ihnen das Geld oder die nötige Energie, bleibt der Ofen aus mit all seinen Konsequenzen. Sogar der Aachener Printen-König Hermann Bühlbecker (Lambertz), der es 2021 auf 656 Mio. Euro Umsatz brachte, sorgt sich um sein Millionengeschäft.
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