Zinsen

Zinswende – Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main © CC0

_ Die Wende bei den Zinsen klug und umsichtig zu moderieren, gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Notenbanken.

Darüber sind schon viele Bücher geschrieben und Reden gehalten worden. Das Zwischenzeugnis für unsere Währungshüter fällt auch diesmal unbefriedigend aus. Der Schaden ist gewaltig. Banken müssen vom Markt genommen werden. Eine der größten verschwindet (s. Extra-Artikel) in einer von den staatlichen Aufsehern verordneten Zwangsehe. Zig Milliarden Euro an Kapital werden vernichtet. Die Turbulenzen auf den Finanz- und Bankenmärkten sind so groß, dass auch die Konjunktur allmählich Schaden nimmt. Die zwischenzeitlich erhoffte Abwendung einer Rezession (s. Bericht über ZEW-Index) ist allgemeiner Ernüchterung gewichen.

Wie konnte es so weit kommen? Es sind in Jahrzehnten intensiver Beobachtung der Wirtschaft und der Finanzmärkte immer wieder dieselben Mechanismen. Auch dieser Aufschwung wurde Jahr für Jahr als der längste in der jüngeren Geschichte gepriesen. Dies bei stabilen Preisen und immer niedrigeren Zinsen. Zeitweise war sogar von einem Verschwinden der Bedeutung von Inflation und Zins die Rede. Die wirtschaftliche Lehre müsse umgeschrieben werden. Es war einfach zu schön für alle Beteiligten, für die Unternehmen, die Beschäftigten und natürlich auch den Staat. Begründungen für die lange Phase extrem niedriger, ja negativer Zinsen gab es immer wieder. Die Mehrheit wurde dadurch ruhig gestellt. Die Mahnungen einer Minderheit verhallten ungehört.

Als das Gespenst der lange verleugneten Inflation dann schließlich doch aus der Flasche kam, war es zu spät. Der Anstieg war in kurzer Zeit so heftig, wie es niemand erwartet hatte. Die Fed reagierte spät und entsprechend drastisch. Die EZB noch später und kaum weniger rabiat. Die Märkte erlebten in der Folge in kurzer Zeitspanne einen Zinsanstieg, wie es ihn zuvor noch nie gegeben hatte. Hemmungslose Geldversorgung verführt und wird entsprechend missbraucht, Risiken werden ausgeblendet, strukturelle Schwächen verkleistert. Jetzt das böse Erwachen. afs

DER PLATOW Brief 4 Wochen gratis lesen

{{ name }} Chart
{{ name }} Aktie auf wallstreet:online

ARTIKEL DIESER AUSGABE

Energieversorger | 21. März 2023

RWE kommt gut durch die Krise

Wer auf die Jahresbilanzen mancher deutscher Energiekonzerne schaut, käme nicht so ohne Weiteres darauf, dass gerade das einschneidendste Krisenjahr seit langem hinter diesem Sektor liegt.... mehr

Bonds | 21. März 2023

Alte Leipziger – „Keine CoCo-Bonds“

Im scharfen Kontrast zu den Turbulenzen um Credit Suisse stand zwei Tage nach der „Bankenrettung“ der Jahres-Call von Alte Leipziger-Hallesche. Die ALH Gruppe agiert, wovon wir uns... mehr