Russland nimmt Deutschland nur wirtschaftlich ernst

Das Presse-Statement von Lawrow nach seinem Austausch mit Baerbock war geprägt von wirtschaftlichen Themen. Der Handel mit Deutschland, der 2021 nach ersten Schätzungen mit einem Volumen von fast 60 Mrd. Euro an das Vor-Corona-Niveau anknüpfen konnte, ist Russland extrem wichtig, auch wegen der Gas-Lieferungen nach Deutschland und in die EU. Hier ist der gewaltige Anstieg der Preise von Öl und Gas ein enormer Booster. Lawrow erwähnte mit hoher Wertschätzung aber auch den „Petersburger Dialog“ und die „Potsdamer Begegnungen“, zwei langjährige Plattformen für die zivilgesellschaftliche Kontaktpflege zwischen beiden Ländern. Der maßgebliche Gesprächspartner für das Ukraine-Thema bleiben indes die USA. Eine Rückkehr zum Normandie-Format von 2014 mit Russland, der Ukraine, Frankreich und Deutschland zu Befriedung des Konflikts im Donbass wurde zwar auch von Lawrow beschworen. Allerdings gab Wolfgang Ischinger, langjähriger Diplomat und in diesem Jahr letztmalig Gastgeber der Münchner Sicherheitskonferenz, jüngst abermals die Empfehlung aus, doch die USA zumindest als Beobachter in die Runde aufzunehmen. Ohne sie werde das Normandie-Format nicht ausreichend ernst genommen.