Bankensektor

Zinsen – Qualvoller Wendepunkt

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main © CC0

Lange wurden höhere Zinsen von einem Teil der Finanzindustrie, insbesondere den Banken und Sparkassen, herbeigesehnt. Jetzt sind sie in einer Geschwindigkeit und in einem Ausmaß da, wie es der Markt noch nie gesehen hat. Die von der Deutschen Bundesbank regelmäßig erfasste Umlaufrendite war Anfang März noch im negativen Bereich (-0,22%) und schnellte binnen weniger Monate bis auf 2,41% (21.10.) nach oben. Vor allem die Wendepunkte eines Zinszyklus gelten für das Treasury einer Bank als besonders kritisch. So auch dieses Mal.

Viele Akteure in der gesamten Breite der Finanzindustrie, darunter Banken, Asset Manager oder auch Immobiliengesellschaften mit hohem Abschreibungsbedarf auf den Bestand, stellt die aktuelle Entwicklung zumindest vorübergehend vor große Herausforderungen; einige stürzt sie sogar in Probleme. Wieder andere, die die Weichen im Wendepunkt richtig gestellt haben, kommen besonders gut weg. Die in wenigen Wochen vorgelegten Jahresabschlüsse werden die Spreu vom Weizen trennen.

Im Fokus steht dabei weniger das Kreditgeschäft mit seinen Wertberichtigungen. Die Schwäche dort wird nach unseren Informationen erst 2023 richtig zum Tragen kommen, weil bis dahin Förderungen für die Unternehmen auslaufen, die Rezession ihren Höhepunkt erreicht und Kreditkunden mit einbrechendem Geschäft die hohe Zinslast nicht mehr werden stemmen können. Bereits in diesem Jahr brennt es beim Depot A-Geschäft mit den auf eigene Rechnung gehaltenen Wertpapieren. Das sind überwiegend Renten mit längerer Laufzeit und hohen Kursverlusten, die alle nach dem strengen Niederstwertprinzip zu bilanzieren sind. Viele Banken und Sparkassen hat es erwischt, weil sie in sträflicher Weise immer noch nach dem Buy-and-Hold Prinzip agiert haben. Zu den positiven Ausreißern gehört mit der Sparkasse Düren ein mittelgroßes Haus mit ca. 5 Mrd. Euro Bilanzsumme. Durch den rechtzeitigen Ausstieg wurden, wie zu hören ist, Abschreibungen von immerhin ca. 40 Mio. Euro vermieden. Eine weniger glückliche Hand hatten in dieser Hinsicht wohl einige Großsparkassen. Von Abschreibungen in deutlich dreistelliger Millionenhöhe ist die Rede. Reichen die Rücklagen zur Kompensation nicht aus, schlägt der Effekt bis aufs Ergebnis durch und drückt es tief ins Minus. Das ist bei großen Häusern mit entsprechenden Reserven aber nicht der Fall. Einige kleine Sparkassen und Volksbanken soll es 2022 indes erwischt haben und zwingt diese in Fusionen.

DER PLATOW Brief 4 Wochen gratis lesen

{{ name }} Chart
{{ name }} Aktie auf wallstreet:online

ARTIKEL DIESER AUSGABE

Familienunternehmer | 19. Dezember 2022

Schmerzhafte Heimatliebe

Das Jahr 2022 hat die Probleme Deutschlands schonungslos offengelegt: Inflation, Preisexplosionen, Lieferengpässe und Corona nagen an der Investitionskraft des Mittelstands. Besonders... mehr

Zentralbanken | 19. Dezember 2022

EZB – Transparenz als Prophylaxe

Im politischen Gerüst der EU-Institutionen springen Lauffeuer schnell von einem Gremium auf das andere. Umso vorsichtiger müssen Akteure agieren, wenn, wie im Fall Eva Kaili, inzwischen... mehr

Ex-Minister | 19. Dezember 2022

Heiko Maas – Auf Waigels Spuren

Mindestens ein Jahr im Abklingbecken müssen abgetretene Bundesminister seit 2015 vor einem Wechsel in die Wirtschaft verbringen. Heiko Maas, damals Justizminister, hat seinen Einstieg... mehr