Krypto

Krypto-Szene im Skandal-Strudel

Er wird wertvoller und wertvoller - der Bitcoin.
Er wird wertvoller und wertvoller - der Bitcoin. © c-cc0

_ Der Enron-Abwickler John Ray III, seit ein paar Tagen CEO der bankrotten Krypto-Börse FTX, hat in seiner Karriere schon einiges an Chaos gesehen. Der Fall FTX scheint ihn dennoch schockiert zu haben. Noch nie, erklärte Ray der US-Presse, habe er solch komplettes Versagen interner Kontrollen gesehen. Zudem seien keinerlei vertrauenswürdige Finanzdaten vorhanden. Ob die FTX-Pleite noch weitere Unternehmen mit sich reißt, war bei Redaktionsschluss unklar; um den Krypto-Verleiher BlockFi gibt es bereits Pleite-Gerüchte, die Plattform Genesis stoppte Auszahlungen und Neukredite. 

Nun rächt sich, dass die großen Player der Kryptosphäre eng miteinander verwoben sind. Die Nervosität tut ein Übriges. „Der kleinste Twitter-Kommentar kann dazu führen, dass Anleger unsicher werden und ihre Mittel abziehen, was dann gleich die nächste Krypto-Plattform ins Wackeln bringt“, beobachtet Martin Kreitmair, CEO beim Münchener Krypto-Verwahrer Tangany. Er glaubt, dass es noch Monate dauern wird, bis sich die Lage wieder stabilisiert hat. Deutschland sieht er von den Flächenbränden in den USA und Asien allerdings weniger betroffen, schließlich sei die Szene hier anders aufgestellt. „Handelsplattformen, die die Assets auch selbst verwahren, gibt es hierzulande kaum“, erklärt Kreitmair.

Deutschen Krypto-Investoren, die Assets auf den betroffenen internationalen Plattformen liegen hatten, hilft das freilich wenig. Tech-Könner sichern ihre Wallets darum wieder offline auf eigener Hardware. Die meisten Anleger, schätzt Florian Döhnert-Breyer vom Fondsanbieter F5 Crypto, dürften ihre Assets nun auf mehrere Börsen verteilen, am besten in Europa. Vertrauenswürdigkeit ist ein neues, gewichtiges Verkaufsargument. „Wir sehen gerade, dass einige Krypto-Börsen sich proaktiv darum bemühen, von großen WP-Kanzleien geprüft zu werden“, sagt Döhnert-Breyer. Effektive Regulierung, etwa durch die MiCA-Initiative der EU, wird damit zum positiven Standortfaktor, und hier ist noch reichlich Raum für Fantasie. „Vielleicht müsste der Gesetzgeber eine Art Einlagensicherung fordern“, sinniert Kreitmair.

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