Nouy-Nachfolge – Ausgerechnet Italien hat die besten karten

Anfang der Woche publizierte die EZB die Stellenausschreibung für die Nachfolge von Danièle Nouy. Die fünfjährige Amtszeit der Französin als oberste Bankenaufseherin der Euro-Zone läuft Ende Dezember aus. Eine Verlängerung der Amtsperiode ist nach den Statuten des Single Supervisory Mechanism (SSM) nicht möglich. Bei der Neubesetzung des wichtigsten Postens der EZB-Bankenaufsicht mischt neben dem EZB-Rat auch das EU-Parlament, das im Mai nächsten Jahres neu gewählt wird, kräftig mit. Das letzte Wort haben allerdings die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone. Es gilt indes als wahrscheinlich, dass die großen Euro-Länder Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien die Schlüsselpersonalie unter sich ausmachen werden. Da Frankreich bereits an der Reihe war und Spanien mit dem neuen EZB-Vize Luis de Guindos schon bestens versorgt ist, müssten die Würfel eigentlich zwischen Deutschland und Italien fallen.

Mit BaFin-Präsident Felix Hufeld, EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger und dem ehemaligen Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret verfügt Deutschland gleich über drei fachlich exzellente Kandidaten für den Spitzenposten bei der EZB-Bankenaufsicht. Doch der Zeitplan für die Nouy-Nachfolge, die noch in diesem Jahr entschieden werden muss, bringt Kanzlerin Angela Merkel in die Bredouille. Denn die Neubesetzung des SSM-Chefpostens gilt als wichtige Vorentscheidung für die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi, der Ende Oktober 2019 aus dem Amt scheidet. Mit einem deutschen Kandidaten für die Nouy-Nachfolge würde Merkel automatisch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann den Weg an die EZB-Spitze verbauen. Das will die Kanzlerin jedoch unbedingt vermeiden. Soll doch der geldpolitische Falke Weidmann nach Merkels Plänen als künftiger EZB-Präsident nicht zuletzt den Euro-Skeptikern der AfD den Wind aus den Segeln nehmen. Viel spricht denn auch dafür, dass Italien den Top-Job bei der EZB-Bankenaufsicht für sich beanspruchen wird, zumal das Land nach Draghis Abschied auch den EZB-Chefposten verliert. Mit EBA-Vorsteher Andrea Enria, dem Draghi-Vertrauten Ignazio Angeloni und Italiens Chef-Bankenaufseher Fabio Panetta hat Rom auch durchaus vorzeigbare Kandidaten in petto.

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