Unsere Bank- und Stromriesen – Wer sich durchkämpfen wird

Der Brückenschlag von den Bank- zu den Stromriesen gelingt mithilfe der Deutschen Bank. 1969 holte sie sich mit Alfred Herrhausen einen Quereinsteiger aus der Industrie ins Haus. Ehe es Herrhausen bei der Deutschen bis an die Vorstandsspitze schaffte, hatte er bei Ruhrgas, die später in E.ON aufging, und bei VEW, heute ein Teil von RWE, Führungspositionen inne.

In einer Zeit, in der die Deutsche Bank Dreh- und Angelpunkt der Deutschland AG und mit ihren Vorständen in fast allen Aufsichtsräten vertreten war, hatte der damalige Deutsche Bank-Sprecher F. Wilhelm Christians ein Auge auf Herrhausen geworfen und diesen nach Frankfurt in die Zentrale gelotst. Die das Stadtbild heute prägenden Doppeltürme gab es damals noch nicht. Sie wurden erst 1984 fertig. Niemand ahnte, dass die Versorger und die Banken, im DAX bis heute stark vertreten mit E.ON und RWE sowie Deutsche Bank und bis 2018 auch Commerzbank, den schmerzlichsten disruptiven Einflüssen ausgesetzt sein würden. Während die Stromriesen 2011 nach der Katastrophe von Fukushima von der Energiewende mit Ausstieg aus Atomkraft und Kohle kalt erwischt wurden, attackierten die Banken neben verschärfter Regulierung niedrige Zinsen und neue Wettbewerber durch die Digitalisierung. Wie sich bis heute gezeigt hat, haben die Versorger mit massiven Eingriffen und Restrukturierungen besser auf die Zwänge reagiert, obwohl bei ihnen zeitweise das Licht auszugehen drohte. Mit dem Atomunfall in Japan am 11. März 2011 stürzten die Aktien von E.ON und RWE von 21 bzw. 45 auf nur noch erbärmliche 6 bzw. 10 Euro. Heute indes stehen sie bereits wieder bei knapp 10 resp. gut 22 Euro. In den zurückliegenden drei Jahren gewann E.ON immerhin über 11% und RWE konnte sich sogar verdoppeln. Unser Favorit unter den Stromriesen (s. PLATOW Börse) schaffte es 2017 und 2018 im DAX sogar unter die Top 3, was CEO Rolf Martin Schmitz auf der Bilanz-PK mit Stolz vermerkte. Und die Banken: Die Deutsche verlor in drei Jahren über 50% ihres Kurswerts, die Commerzbank 17%. Es scheint so, dass beide aus eigener Kraft nur schwer die Kurve kriegen. Derweil geht der massive Umbau bei E.ON und RWE, der im Bereich Kohle zu massivem Stellenabbau führen wird, weiter. Schmitz und für E.ON auch Johannes Teyssen stehen in jeder Beziehung am Ende ihrer langen Karriere. Sie wollen das große Projekt, das ihnen die Energiewende aufgezwungen hat, noch eine Weile begleiten, um für ihre Nachfolger die Perspektive zurückzugewinnen, die den Banken noch fehlt.

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