Großbaustelle RWE

Der Essener Energieriese RWE bereitet sich auf ein komplexes Transformationsjahr 2019 vor, in dem sich der Kohlestrom-Konzern zu einem weltweit führenden Produzenten für Erneuerbare Energien mausern will. Nach dem für Ende 2019 geplanten Abschluss der Transaktion mit E.ON und Innogy wird RWE drei Viertel seiner Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien bestreiten. Nur noch ein Viertel soll aus konventionellen Kohle- und Gaskraftwerken kommen. Bereits seit dem Sommer arbeiten gemeinsame Teams daran, den Übergang der entsprechenden Unternehmenseinheiten von E.ON und Innogy samt Personal, IT sowie Standorten in den RWE-Konzern zu planen. Von Innogy und E.ON übernimmt RWE sämtliche Wind- und Solaranlagen sowie Wasserkraftwerke und den Stromhandel. Zudem steigt RWE mit einem Anteil von 17% zum größten Aktionär von E.ON auf. Im Gegenzug konzentriert sich E.ON nach der Innogy-Übernahme auf die Bereiche Vertrieb und Netze.

Die größte Hürde, die RWE und E.ON bei ihrem geplanten Ringtausch im kommenden Jahr nehmen müssten, sind die Wettbewerbsbehörden. Mit Brüssel sollen die Vorverhandlungen bereits angelaufen sein. Die Kartellfreigabe wird im Sommer 2019 erwartet. Nach Abschluss der Transaktion wird RWE mehr als 60% seines operativen Ergebnisses (EBITDA) mit Erneuerbaren Energien erzielen. Braunkohle und Atomstrom sollen dann weniger als 10% zum Betriebsgewinn beisteuern. Weitere jeweils 10% kommen aus dem Stromhandel, dem Europa-Geschäft sowie aus Dividenden-Einnahmen, vorwiegend aus der E.ON-Beteiligung.
Mit Blick auf das Ergebnis wird die umstrittene Braunkohle für RWE künftig somit nur noch eine überschaubare Nebenrolle spielen. Allerdings arbeiten derzeit noch etwa 70% der RWE-Belegschaft im Kohlebereich. Auch deshalb war die Verschiebung des ursprünglich für Anfang Dezember geplanten Reports der Kohlekommission für die Essener mehr als misslich, zumal sich das Gremium bereits einig gewesen sein soll. Im Zuge des Totalumbaus bereinigt RWE auch gleich noch seine antiquierte Aktien-Struktur. Wie der Konzern jüngst ankündigte, soll die HV im nächsten Jahr die zwangsweise Zusammenlegung der stimmrechtslosen Vorzüge mit den Stammaktien im Verhältnis von 1 zu 1 beschließen. Das dürfte die Liquidität der Stämme verbessern und die Attraktivität der RWE-Aktie für ausländische Investoren erhöhen. Auch soll damit die DAX-Mitgliedschaft abgesichert werden.

overlay

Kennenlern-Angebot für PLATOW Brief
1 Monat unverbindlich für 7,99 EUR testen

  • DAS Briefing für den Finanzplatz Deutschland
  • Wissen was die Banken, Vermögens-verwalter und Versicherungen bewegt
  • 3x wöchentlich exklusive Nachrichten und Analysen
  • inkl. Immobilien Report mit fundierten News & Analysen zu Aktien und Fonds
  • monatlich kündbar

ARTIKEL DIESER AUSGABE

17. Dezember 2018

Wie die Politik die Konjunktur kaputt macht

Vor einem Jahr hyperventilierten die Auguren noch vor Zuversicht für die deutsche Konjunktur 2018. Doch schon bald blies US-Präsident Donald Trump zum Handelskrieg gegen China und die... mehr

17. Dezember 2018

Air Berlin zerrt Etihad vor den Kadi

Schwer zu sagen, wo im Werdegang von Air Berlin der Anfang vom Ende begann. Jahrelang gab die Gesellschaft mehr aus, als sie einflog, schrieb Verluste und häufte einen immensen Schuldenberg... mehr

17. Dezember 2018

Fondsanlagen – Deutschland ist Europameister

Mit deutlichem Abstand zu Frankreich und England (je 1,7 Bio. Euro oder 14% Anteil) sind deutsche Sparer mit 2,6 Billionen Euro bzw. 22% die größten Fondsanleger in der EU. Private und... mehr

17. Dezember 2018

LVMH – Markenmulti erweitert Luxusreich um Hotels

Die ersten Assoziationen mit den Namen Richemont, Kering und LVMH sind meist Schmuck, Uhren und Designermode. Die drei Schwergewichte der Luxuswelt vereinen über 100 der edelsten Konsumgütermarken.... mehr

17. Dezember 2018

Opel – Unrühmlich demontiert

Vor den Werkstoren demonstrieren Mitarbeiter gegen den geplanten Teilverkauf des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums an Segula, hinter den Fassaden packt der Produktionschef seine Kartons.... mehr

17. Dezember 2018

GdL – Die Entgleisung ist perfekt

Die Einladung zur Ad hoc-PK kam mit einer detaillierten Auflistung des bisherigen Geschehens. „Chronologie einer sinnlosen Eskalation“ war das Schreiben getitelt, mit dem die GdL am... mehr

17. Dezember 2018

Frankreich – Späte Rache

Die EZB, namentlich ihr belgischer Chefvolkswirt Peter Praet, der zugleich im Direktorium der Notenbank Sitz und Stimme hat, sorgt sich um Frankreich (s. PLATOW v. 28.11.18). Die Ereignisse... mehr

17. Dezember 2018

Zum 80. von Manfred Lautenschläger

Im Kreise seiner Familie und enger Weggefährten feiert MLP-Gründer und Stifter Manfred Lautenschläger am Samstag (15.12.) seinen 80. Geburtstag. Sein unternehmerisches Erbe hat Lautenschläger... mehr