Ryanair und das Boeing-Dilemma
Das Wörtchen „Max“ ist seit dem Skandal um Boeings Unglücksflieger 737 Max ein gebrandmarkter Begriff in der Luftfahrtbranche. Das wissen auch die Marketingexperten der einschlägigen Airlines.
Um das stigmatisierte Wörtchen nicht plakativ zur Schau tragen und damit Kunden laufend an das Krisenimage der Boeing-Maschine erinnern zu müssen, wird leise am Rebranding gearbeitet. Ryanair legt vor. Die 135 bereits georderten 737 Max-Maschinen ließ Airline-Chef Michael O‘Leary bereits als „737 Gamechanger“ anpreisen. Ein werksneuer Flieger ziert nun die Bezeichnung „737-8200“, ebenfalls ein alternativer Name für eine auf mehr Passagiersitze ausgelegte Variante (737 Max 8, Spezialversion 200) des Problemfliegers. Eine ähnliche Strategie fährt IAG-Chef Willi Walsh. Auf den Flugzeugtyp verzichten will der ausgebildete 737-Pilot mit engen Beziehungen zum US-Flugzeugbauer nicht. Im Gegenteil, seine Absichtserklärung, gleich 200 Maschinen abzunehmen, wirkt wie ein Rettungsversuch des Managers, der den IAG-Passagieren nicht direkt auf die Nase gebunden werden soll. Die British Airways-Mutter nennt die Boeing-Flugzeuge daher nun 737-8 und 737-10.
Fliegen dürfen die Maschinen trotz Rebranding weiterhin nicht. Noch bis 2020 könnte das weltweite Flugverbot andauern. Bei Ryanair schlägt das nun auf die Wachstumsprognose durch. Die Lieferung der Boeing-Maschinen verzögere sich, so dass die Iren bis Mai 2020 nur 30 statt der geplanten 58 Flieger erhalten, heißt es aus Dublin. Im Sommer 2020 sei daher mit nur 3 statt 7% Passagierplus zu rechnen. Auch die Jahresprognose kappt Ryanair. Peilte der Billigflieger im Dauerrennen mit Lufthansa um die meisten Passagiere für das kommende Gj. (per März 2021) 162 Mio. Fluggäste an, kann Ryanair nun nur noch mit 157 Mio. Passagieren rechnen. Das Boeing-Dilemma zwingt den Low Coster auch dazu, schon ab November seine Aktivitäten an einigen Standorten einzuschränken oder zeitweise zu schließen. Welche Hubs es treffen werde, sei noch offen.
Dass die Iren weniger Flugtickets anbieten, dürfte Konkurrenten wie Eurowings freuen. Die Billigtochter des Kranichs leidet stark unter dem Ticketpreiskampf in der europäischen Luftfahrtbranche und flog zuletzt wieder Verluste ein.
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