Kolumne

Bayer – teures Warten

Bayer steht nicht erst seit Werner Baumann und Monsanto unter Druck. Die Pharmasparte von Bayer ist bei den Riesen der Branche wie Novartis, Merck, Sanofi oder GlaxoSmithKline heiß begehrt. Schon Vorgänger Marijn Dekkers wusste ein Lied davon zu singen. Durch seine gemeinsam mit Baumann, damals noch CFO und Chefstratege, durchgezogenen wertsteigernden Maßnahmen wurde Bayer 2014 teuerstes DAX-Unternehmen. Als Schutz vor feindlichen Angriffen reichte das allein nicht aus. Den damals sinnvoll wie riskant erscheinenden Schritt einer substanziellen Ausweitung des Standbeins Agrarwirtschaft überließ Dekkers nach langen und kontroversen internen Diskussionen Baumann, der ihn 2016 vorzeitig beerbte.

Der Zukauf des Saatgutriesen Monsanto, so verwegen er aus heutiger Sicht auch erscheinen mag, passte zu Bayers Pflanzenschutzaktivitäten wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Aus beiden Teilen entstand die Division Crop Science des Bayer-Konzerns, heute ertragsstarker Weltmarktführer auf den Wachstumsfeldern Saatgut, Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung. Mit diesem Schritt erschien die Festung Bayer zunächst uneinnehmbar. Und nichts anderes hatte Baumann auch im Sinn, als er die Ikone Bayer, deren Kreuz zu den weltweit bekanntesten deutschen Marken zählt, auf diese Weise für den Standort Deutschland verankerte. Dass sich Monsanto als für Bayer möglicherweise tödliche „Giftpille“ entwickeln würde, war nicht absehbar. Baumann darf jetzt nicht zu lange warten. Die US-Justiz drängt auf Vergleich, die Aktionäre wollen die Unsicherheit einer weiter rollenden Prozesslawine mit immer neuen Negativnachrichten beendet sehen. Die Bayer-Lesart, dass sich wissenschaftliche Gewissheit am Ende, spätestens in zweiter gerichtlicher Instanz durchsetzt, könnte sich als Trugschluss erweisen. Ein noch rechtzeitiger Vergleich kostet, wird aber sicher nicht so teuer, dass ihn Bayer nicht schultern könnte. Zögert Baumann zu lange, droht der Verkauf der Pharmasparte und damit die Zerschlagung des Unternehmens. Es würde genau das eintreten, was Baumann verhindern wollte.

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