Deutsche Bank – Warum so abgestraft?

Im heute (17.3.) vorgelegten Geschäftsbericht strotzt der Deutsche Bank-Vorstand vor Selbstbewusstsein und kleidet dies in Schlagworte wie diese: „Höchster Gewinn seit 2007“; „Transformationsziele erreicht“; „Strategie und Finanzziele für 2025 bestätigt“.
Der Börsenkurs spricht leider immer noch eine andere Sprache. Im Zuge der SVB-Turbulenzen fiel die Aktie wieder unter die magische 10 Euro-Marke und wurde YTD mit einem Minus von über 10% sogar stärker abgestraft als die meisten der großen europäischen Nachbarn. Ein Sprecher der Bank nennt uns strukturelle Gründe. Vor allem die im Retail Banking verankerten Häuser würden im Zuge der jüngsten Pleiten einiger US-Banken weniger in Sippenhaft genommen.
Die DeBa hingegen sieht sich vom Selbstverständnis her als Unternehmerbank und unterhält auch nach der „Transformation“, die der Vorstand als abgeschlossen erachtet, ein im Verhältnis zu den anderen Geschäftsbereichen (Corporate, Privatkunden, Asset Management) zwar abgespecktes, aber immer noch sehr relevantes Investment Banking. Sie ist zudem im Laufe ihrer Geschichte den internationalen Kunden gefolgt, mit bedeutenden Stützpunkten in London und New York, aber auch in Asien, was eine starke globale Vernetzung mit sich bringt. Beides, so die Logik, erhöht die Anfälligkeit in angespannten Finanzmärkten.
Auch wird vor allem in den USA, die es von sich ganz anders kennen, die Stabilität des mehrfach gesicherten deutschen Immobilienkredits unterschätzt. Agenturen wie Moody‘s, S&P oder Fitch hatten ihre Ratings für die DeBa im Zuge der von Christian Sewing umgesetzten, wir nennen es „Sanierung“, kontinuierlich heraufgesetzt, Moody‘s mit A1 sogar auf das höchste Niveau seit 2012. Das alles hat den Kurs bisher nicht nachhaltig auf Trab gebracht. Eine besondere Karte will Sewing jetzt noch ausspielen. Mit einer der DeBa immer wieder angekreideten schlechten Behandlung der Aktionäre im Vergleich zu anderen Stakeholdern (Vorstand/Führungskräfte) soll Schluss sein. In der Tat ist der Bonus-Pool (2,1 Mrd. Euro) trotz stark gestiegener Gewinne kaum gestiegen.
Offenbar plagt die Bank darüber hinaus ein schlechtes Gewissen. So will Sewing den über Jahre von Kursrückgängen, Kapitalerhöhungen und mageren oder gar ausgefallenen Dividenden gebeutelten Aktionären 8 Mrd. Euro bis 2025 über Aktienrückkäufe und Dividenden „zurückgeben“. Die 2022er-Dividende von 0,30 Euro (+50%) sei erst der Anfang und sicher noch kein Anlass, „die Sektkorken knallen zu lassen“. afs
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