Lufthansa droht ernste Schieflage
Es ist nicht die Art des erfolgsverwöhnten Managers Carsten Spohr, Schwächen im operativen Geschäft seiner Lufthansa offen einzugestehen. Doch harte Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen und die aktuelle Wirtschaftskrise, die das Coronavirus weltweit ausgelöst hat, ist eine solche harte Zeit, in der die Reise- und Luftfahrtindustrie auszubluten droht.
In seiner (berechtigten) Verzweiflung will Spohr nun Antrag auf Staatshilfe stellen, um die finanziellen Folgen einzudämmen. Dabei soll es vor allem um Liquiditätshilfen gehen. Das Management soll sogar erwägen, den gesamten Flugbetrieb im Zeichen von Corona temporär einzustellen. Noch bevor Thomas Jarzombek, Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, für den heutigen Montag (16.3.) zu einem Krisengespräch geladen hat, kam Spohr am Freitag in einer Runde mit Kanzlerin Angela Merkel zusammen.
Diese Maßnahmen des Kranichs zeigen, wie fatal und ungewiss die Lage ist. Denn eigentlich ist Europas Branchenprimus bilanziell gut aufgestellt. Am Donnerstag (19.3.) stellt Spohr die Jahresbilanz vor. Zum Ende des Q3 2019 sollen die Finanzverbindlichkeiten (abzüglich Barmittel) sogar unterhalb des Eigenkapitals gelegen haben.
Schon Flughafenbetreiber Fraport prognostizierte massive Passagierrückgänge und Gewinneinbußen (s. S. 2) für das lfd. Jahr. Das liegt überwiegend am Großkunden Lufthansa, von dessen Wohl und Wehe Fraport als Betreiber des Heimathubs Frankfurt sehr abhängig ist. Der überraschend verkündete Einreisestopp für Europäer in die USA ist nur der jüngste Schock, der den Kranich ins Mark trifft. Der Transatlantikverkehr ist für die gesamte Branche eine enorm wichtige Schlagader. Diese abzubinden, werde weitreichende Folgen haben, kritisierte der Generalsekretär des Airlineverbands IATA, Alexandre de Juniac. Lufthansa hatte zum Wochenende bereits Kurzarbeit für das Kabinen- und Bodenpersonal eingereicht. Allein bis zum 24. April hat der Kranich 23 000 Flüge annulliert. Diese Zahl dürfte weiter steigen.
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