Autoland Deutschland – Schlechte Figur
Die Ausreden der deutschen Autohersteller, die in Glasgow, bis auf Mercedes-Benz, ihre Unterschrift unter das Ende für den Verbrenner ab 2040 (in großen Märkten wie Europa schon ab 2035) verweigert haben, sind hanebüchen, ebenso das Ausscheren Deutschlands, das für sich so gern in Anspruch nimmt, beim Kampf gegen den Klimawandel führend zu sein.
Vor allem an der in einer Fußnote der Erklärung erwähnten Nicht-Zulässigkeit von E-Fuels entzündete sich angeblich der deutsche Widerstand. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die in einem überaus aufwändigen Verfahren mittels Strom aus Wasser und CO2 hergestellt werden müssen. Wird der Kraftstoff vollständig aus erneuerbaren Quellen gewonnen und wird dabei CO2 der Atmosphäre entzogen, wäre das in der Tat ein genialer Schachzug, auf den nicht verzichtet werden sollte. Aber die Herstellung wäre heute und in Zukunft viel zu teuer und ist damit nach Ansicht von Experten wie etwa „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer völlig ungeeignet, sich dahinter zu verstecken. Das tut vor allem BMW und verweist gleichzeitig auf das wohl noch Jahre lückenhafte Netz mit Ladestationen und die Unterversorgung mit Ökostrom. Hier kommt die deutsche Politik ins Spiel, die beim Thema E-Mobilität eine überaus schlechte Figur macht. Warum fehlt bis heute in Deutschland der politische Kraftakt, die Rahmenbedingungen für eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen? So mahnte unlängst (s. PLATOW v. 12.11.) ein erfahrener Top-Manager eines Großunternehmens wie Joe Kaeser (Siemens Energy). Kaeser bezog sich dabei zwar auf die Digitalisierung und sieht hier den Staat im Rahmen seines Bildungsauftrags und seiner Verantwortung für die Absicherung von Wohlstand in der Pflicht. Aber der Ausbau des Netzes von Ladestationen ist für unser Wohlergehen ebenso wichtig. Wir wären heute schon viel weiter, wenn der Staat hier frühzeitig gepusht hätte. Noch ist es dafür nicht zu spät. Die neue Ampel-Regierung hätte das Potenzial, einen anderen Kurs einzuschlagen und Nägel mit Köpfen zu machen. Auch Kaeser traut der Ampel den Aufbruch in eine sozialökologische Marktwirtschaft eher zu als jeder anderen politischen Konstellation. Die SPD stehe für das Soziale, die Grünen für Ökologie und die FDP für den Markt. Allerdings gibt Katrin Suder, Vorsitzende des Digitalrates beim Bund, einer möglichen Ampel-Regierung in Berlin den Schlüssel für ein moderneres Deutschland an die Hand: Es müsse sich vom Regulations- zum Innovationsweltmeister wandeln.
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