Industriepolitik – KfW zwischen Baum und Borke

Spätestens seit die KfW im vergangenen Jahr auf Betreiben der Bundesregierung einen 20%-Anteil an dem Stromnetzbetreiber 50Hertz übernommen hat, um den Einstieg unliebsamer Investoren aus China zu durchkreuzen, ist in Berlin das Interesse an einer aktiven Industriepolitik erwacht. Zuletzt sorgte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit seiner „Nationalen Industriestrategie 2030“ für Furore, die angeblich sogar aus seiner eigenen Feder stammen soll. Nicht einmal Altmaiers Abteilungsleiter sollen vorab eingeweiht gewesen sein, geschweige denn andere Ministerien. Der Wirtschaftsminister will sogar wichtige deutsche Konzerne wie die Deutsche Bank oder ThyssenKrupp quasi unter „Artenschutz“ stellen. Zuvor hatte bereits Finanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) für starke deutsche Banken geworben und eine aktive Industriepolitik für den Finanzsektor gefordert.

Interessiert beobachtet werden die industriepolitischen Aktivitäten in Berlin auch von der KfW. Denn die staatliche Förderbank dürfte bei einer nationalen Industriestrategie sicher eine gewichtige Rolle spielen. Doch bislang herrscht zu diesem Thema zwischen Berlin und Frankfurt noch Funkstille, wie KfW-Chef Günther Bräunig bei der Jahresauftakt-PK der Förderbank berichtete. Die KfW, so Bräunig, stehe jedoch gern für einen Dialog mit der Politik bereit und erwarte, in den nächsten Monaten mehr zu den industriepolitischen Plänen der Bundesregierung zu erfahren. Tatsächlich befindet sich die KfW in einer heiklen Lage. Denn die Bundesregierung spricht bislang nicht mit einer Stimme. Vielmehr scheinen sich Altmaier und Scholz eifersüchtig zu belauern, während sich das Kanzleramt vornehm zurückhält. An der Spitze des KfW-Verwaltungsrats wechseln sich Finanz- und Wirtschaftsministerium im Jahresrhythmus ab, seit Anfang 2019 liegt die Federführung bei Scholz. Die KfW droht da schnell zwischen die Mühlsteine der beiden mächtigen Minister zu geraten.

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